Im Vergleich zu anderen Ländern hat sich der deutschsprachige Raum schon immer als sehr goldaffin erwiesen. Nicht nur in Deutschland selbst, auch in Österreich und der Schweiz genießt das Gold durchgängig eine sehr hohe Wertschätzung und als gelte es, das bekannte Motto „alte Liebe rostet nicht“ erneut zu bestätigen, waren die deutschen Anleger im ersten Halbjahr 2021 wieder sehr stark als Goldkäufer aktiv.
Wie das World Gold Council ermittelt hat, stiegen die physischen Goldkäufe der Deutschen in den ersten sechs Monaten des Jahres auf einen neuen Rekordwert von 90,5 Tonnen. Nie zuvor hatten die deutschen Anleger in einem ersten Halbjahr mehr Gold gekauft als in 2021.
Im Vergleich zum zweiten Halbjahr des Jahres 2020 stiegen die Goldkäufe damit um 35 Prozent an und überwanden auch das ohnehin schon sehr hohe Niveau der Goldkäufe des ersten Halbjahrs 2020. Während der Spitzenwert des vergangenen Jahrs nur leicht überwunden werden konnte, ließen die Goldkäufe den Durchschnittswert der letzten zehn Jahre deutlich hinter sich. Er liegt bei etwa 56 Tonnen.
Bundesbürger besitzen mehr Gold als die Bundesbank
Die anhaltend hohen Goldkäufe der Bundesbürger haben in der Zwischenzeit dazu geführt, dass die deutschen Privatanleger heute auf einem größeren Goldberg sitzen als die Deutsche Bundesbank. Deren Goldbesitz belief sich zum Stichtag 31. Dezember 2020 auf 3.372,37 Tonnen Gold.
Der Goldbesitz der deutschen Privatanleger wird in der Zwischenzeit jedoch bereits auf über 9.000 Tonnen geschätzt und ein Ende der Kaufbereitschaft ist derzeit nicht zu erkennen. Im Gegenteil: Die stark anziehende Inflation dürfte in Verbindung mit den weiterhin negativen Zinsen, die Goldkäufe eher anheizen als kurzfristig abklingen lassen.
Ein wesentlicher Grund für die im Vergleich zu anderen Ländern deutlich höhere Bereitschaft der Deutschen, einen Teil ihres Vermögens in Gold anzulegen, sind die schlechten Erfahrungen, die frühere Generationen mit ihren zusammenbrechenden Währungen gemacht haben.
Allein im letzten Jahrhundert gab es drei Währungsreformen, die mit hohen Verlusten für die Geldbesitzer einhergingen. Zunächst die Hyperinflation der Weimarer Republik, dann die Währungsreform von 1948 und schließlich 1990 bei der Wiedervereinigung der Untergang der wertlosen DDR-Mark.