Die deutsche Industrie will die Abhängigkeit von China reduzieren

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Zunächst Corona und jetzt noch der Krieg in der Ukraine. Sehr schmerzlich ist vielen Industrieunternehmen in den vergangenen beiden Jahren die Verletzlichkeit ihrer Lieferketten bewusst geworden. Nachdem jahrelang die Vorteile der Globalisierung im Vordergrund standen, haben sich seit Anfang 2020 die Nachteile der weltweiten Produktion zunehmend ins Rampenlicht geschoben.

Auf diese Veränderungen reagiert nun auch die deutsche Industrie. Wie das Münchener Ifo Institut am Donnerstag mitteilte, wächst derzeit unter Deutschlands Industrieunternehmen die Bereitschaft, die eigene Abhängigkeit vom Ausland zu senken. Im Vordergrund steht dabei insbesondere die Abhängigkeit von der Volksrepublik China.

Nach einer neuen Ifo-Umfrage bestätigt fast die Hälfte aller befragten Unternehmen aus der deutschen Industrie, dass sie auf wichtige Vorleistungsgüter aus China für ihre eigene Produktion derzeit angewiesen sind. „46 Prozent aller Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes geben an, aus China bedeutsame Vorleistungen zu beziehen. Von diesen Unternehmen plant fast jedes zweite, diese Importe aus China in Zukunft zu verringern“, berichtet Lisandra Flach, die Leiterin des Ifo Zentrums für Außenwirtschaft.

Risiken und Kosten reduzieren, neue Partnerschaften erschließen

In ihren Bestrebungen, die Abhängigkeit von einzelnen Bezugsquellen zu reduzieren, planen die Unternehmen sowohl die Beschaffung zu diversifizieren wie auch die Kosten für die Logistik und die mit ihr verbundenen Risiken zu reduzieren. Deshalb kommen abseits von China auch andere Länder als mögliche Lieferanten in den Blick. Diesen Wandel in den Geschäftsbeziehungen sollte auch die deutsche Handelspolitik unterstützen.

„Die Bestrebungen deutscher Unternehmen könnten durch die deutsche und europäische Handelspolitik wirkungsvoll unterstützt werden“, erklärte Lisandra Flach. „Es wäre wünschenswert, wenn sich die Bundesregierung auf EU-Ebene mit Nachdruck für eine zügige Ratifizierung des Handelsabkommens mit den Mercosur-Staaten und für die Modernisierung des Handelsabkommens mit Mexiko für Deutschland einsetzte. Auch den Verhandlungen der EU über Abkommen mit Australien oder Indien sollte eine hohe politische Bedeutung eingeräumt werden.“

Mit dieser Hilfe im Rücken könnten die europäischen Unternehmen schnell einen verbesserten Marktzugang für diese Länder erhalten und dadurch die Zahl ihrer Bezugsquellen vergrößern. Derzeit ist Deutschland bei mehreren spezifischen Industriegütern und Rohstoffen bereits von China abhängig.

Sollte es hier zu einer abrupten Abkoppelung von der chinesischen Wirtschaft kommen, würden spezifische und wichtige Lieferketten unterbrochen. Deshalb führt gerade bei kritischen Gütern und Rohstoffen an einer weiteren Diversifizierung der Bezugsquellen kein Weg vorbei.