Ist das schon der Boden? Kann ich jetzt wieder in Ruhe und mit hoher Aussicht auf attraktive Gewinne investieren? Viele Anleger haben sich in den vergangenen Wochen Tag für Tag diese Fragen gestellt. Sie suchen in den Charts, in Foren und in der Wirtschaftspresse nach Antworten und finden doch keine.
Das ist nicht überraschend, denn die Lage ist so kompliziert wie schon lange nicht mehr. Mehr noch: Es gibt keine Konstellation, die an den Finanzmärkten schwieriger zu bewältigen ist. Auf der einen Seite entziehen die Notenbanken dem Markt massiv Liquidität, weil sie die Inflation als Gefahr erkannt haben und diese bändigen wollen.
Gleichzeitig schwächt sich die Konjunktur ab und die Wirtschaft steuert auf eine Rezession zu. Als das im Frühjahr 2020 zuletzt der Fall war, legten die Staaten umfangreiche Coronahilfen auf und auch die Notenbanken steuerten mit reichlich Liquidität gegen.
Der neue Bärenmarkt könnte ein sehr hartnäckiger werden
Die Folge war der kürzeste Bärenmarkt aller Zeiten. Bärenmärkte setzen Kursverluste von mindestens 20 Prozent seit dem Hoch voraus. Zu solchen kam es im März 2020. Doch der Spuk war so schnell zu Ende, wie er gekommen war. Anschließend ging die Börsenparty weiter und viele Werte stiegen auf zuvor nicht gekannte Hochs.
Man kann es den Anlegern nicht verübeln, dass sie erneut von solch einem Szenario träumen. Doch die Realität wird anders aussehen. Viele, wenn nicht gar die meisten Anleger, werden ein solches Szenario jedoch nicht auf ihrem Radar haben.
Die jungen, erst vor kurzem an die Börse gekommenen Anleger kennen die Börse nicht anders. Sie halten mangels anderer Erfahrung zwangsläufig das, was im zweiten Quartal 2020 an den Märkten passierte, für die Normalität. Diese Erwartung wird in den kommenden Monaten und Jahren jedoch bitter bestraft werden.