Wer als Anleger ruhig schlafen will, kauft Anleihen, am besten solche, die von der US-Regierung emittiert werden. Sie gilt weltweit als einer der sichersten Schuldner und im Gegensatz zum deutlich engeren Markt für Anleihen aus der Schweiz oder aus Norwegen, können sich am US-Bondmarkt auch die ausländischen Großanleger zu jeder Zeit in den gewünschten Positionsgrößen bewegen.
Was jahrelang galt, wird aktuell zunehmend infrage gestellt. Zu beobachten ist diese Entwicklung schon seit längerem. Dass die für US-Staatsanleihen zu zahlenden Zinsen immer niedriger wurden, lag in den späten 1990er Jahren während der Greenspan-Zeit nicht nur an der Zinspolitik der US-Notenbank. Ein treibender Faktor für das beständig fallende Zinsniveau war auch die hohe Nachfrage nach US-Staatsanleihen aus dem Ausland.
Sie hat merklich nachgelassen, seit die Geldpolitik der Federal Reserve Bank in den USA im Zuge der Finanzkrise noch lockerer geworden ist. China, früher einer der größten Käufer von US-Staatsanleihen, setzte seine Käufe zunächst aus und reduzierte den eigenen Bestand schließlich, ging aber nicht so weit wie Russland, das rund 90 Prozent seiner auf US-Dollar lautenden Devisen verkaufte.
Corona hat die Ausländer endgültig vertrieben
Der seit Jahren anhaltende Trend zu geringeren Käufen von US-Staatsanleihen aus dem Ausland hat sich im vergangenen Jahr nochmals deutlich verschärft, denn im Zuge der Corona-Krise ist das ausländische Interesse an US-Schatztiteln so stark zurückgegangen, dass die US-Notenbank im Jahr 2020 staatliche Anleihen im Wert von 1.500 Milliarden US-Dollar aufkaufen musste, um den Markt nach dem panikartigen Ausverkauf vom März 2020 zu stabilisieren.
Die Zurückhaltung der Ausländer stellt für den US-Anleihenmarkt ein strukturelles Problem dar. Es steht nicht nur die Frage im Raum, ob die finanziellen Programme zur Stimulierung der Wirtschaft nicht eine Nummer zu groß waren, sodass nun die Inflation in den USA außer Kontrolle zu geraten droht. Auch die mittelfristigen Konsequenzen der erfolgten Finanzierung des Staatshaushalts über die Notenpresse werden diskutiert werden müssen.
Einige Hedge-Fonds haben sich in den vergangenen Wochen gehörig die Finger verbrannt, weil sie im großen Stil bei den US-Staatsanleihen auf fallende Kurse gesetzt haben. Die Zinsen liefen aber in die Gegenrichtung und es ist zu erwarten, dass die Manager ihre Verluste als eine Art Warnschuss vor den Bug betrachten und in Zukunft vorsichtiger agieren werden. Das würde für die Liquidität am US-Bondmarkt bedeuten, dass diese auch weiterhin eher niedrig bleiben könnte.