Talfahrten an den Börsen enden in der Regel auf zwei Arten: Entweder die Anleger kapitulieren oder die Notenbanken greifen stützend ein. Zwischen 1980 und 2020 erlebten die Anleger beide Formen jeweils zweimal. Allerdings nicht abwechselnd, sondern nacheinander.
Zunächst entwickelten sich 1982 und 2003 die Kapitulationsvarianten. Enttäuscht von den nicht nur massiven, sondern auch lange anhaltenden Verlusten, wandten sich die Anleger mehr und mehr vom Aktienmarkt ab. Am Ende stand die totale Kapitulation. Ein jeder versuchte, zu retten, was noch zu retten war, und verkaufte. Damit war das Tief schließlich erreicht und der Markt konnte wieder ansteigen.
Während der Finanzkrise und am Beginn der Corona-Pandemie fielen die Kurse ebenfalls sehr schnell und sehr stark. Hier wurde das Ende der Talfahrt jedoch erreicht, bevor die Masse der Anleger entnervt aufgegeben hatte. Die Notenbanken griffen ein. Sie stützten den Markt mit frischer Liquidität und erzeugten damit eine neue Kaufbereitschaft.
Das eigene Umfeld ist ein guter Indikator
Die aktuelle Krise an den Aktienmärkten wird deshalb vermutlich erst dann enden, wenn sich die Masse der Anleger wie zu Beginn der 1980er und 2000er Jahre enttäuscht von ihren Aktieninvestments trennt und im Brustton tiefster Überzeugung ein entschlossenes „Nie wieder“ aussprechen wird.
Von diesem Punkt sind wir aktuell noch ein gutes Stück entfernt. Man kann dies daran erkennen, dass noch immer die alten Lieblinge die aktuellen Favoriten darstellen. Doch solange die Anleger sich noch die Frage stellen, ob eine Tesla oder Netflix zum aktuellen Kurs schon günstig ist oder in den nächsten Tagen noch etwas günstiger werden könnte, ist das Tief noch nicht erreicht.
Dieses wird erst durchschritten, wenn es heißt: „Mit dem Mist möchte ich nichts mehr zu tun haben.“ Das persönliche Umfeld und wie in diesem über Aktien geredet wird, ist an dieser Stelle meist ein guter Indikator. Gibt es heiße Aktientipps im Taxi oder beim Frisör, ist höchste Vorsicht geboten. Winken alle beim Thema Aktien ab und heben warnend den Zeigefinger, ist der Tief- und damit auch der Wendepunkt erreicht.