Schon am Wochenende hat der VW-Konzern bekanntgeben, dass in verschiedenen Werken die Fahrzeugproduktion in dieser Woche an mehreren Tagen ruhen wird, weil aus der Ukraine bezogene Bauteile nicht geliefert werden konnten. Es dürfte nicht der letzte Produktionsstopp sein, denn zu intensiv sind die globalen Verflechtungen und zu gering ist derzeit der verfügbare Vorrat.
Noch ist kaum abschätzbar welche Bereiche wie stark von möglichen Export- und Importbeschränkungen betroffen sein werden. Doch es spricht viel dafür, zu erwarten, dass die deutsche Automobilindustrie zu jenen Sektoren der Wirtschaft gehören wird, die von den Lieferengpässen besonders stark betroffen sein werden.
Den entscheidenden Grund für diese Einschätzung stellen aber nicht nur in der Ukraine liegende Produktionsstandorte für Vorprodukte dar, sondern die zu erwartende Verknappung bei den Metallen. Für die deutsche Automobilindustrie dürften dabei die Metalle Aluminium, Nickel und Palladium besonders im Vordergrund stehen.
Russlands Stellung bei den Metallen ist nicht zu unterschätzen
Im Bereich des Aluminiums das aufgrund seiner Leichtigkeit im Fahrzeugbau geschätzt wird und im Bereich des Nickels, das für die Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus unverzichtbar ist, weil diese immer mehr Nickel benötigen, nimmt Russland zwar eine wichtige, aber noch keine beherrschende Stellung ein.
Ganz anders ist dies jedoch beim Palladium, das für die Abgaskatalysatoren benötigt wird. Hier könnten theoretisch sowohl das Platin wie auch das Palladium zum Einsatz kommen. Ein schneller Austausch des einen Edelmetalls durch das andere ist jedoch nicht möglich, weil dazu eine umfangreiche Vorlaufzeit erforderlich ist. Aus diesem Grund fanden die bisherigen Wechsel von Platin zu Palladium oder umgekehrt immer zu Modellwechseln statt.
Beim Platin stammt die Produktion im Jahr 2019 zu 65,4 Prozent aus Südafrika. Auf dem zweiten Platz folgte mit 13,5 Prozent bereits die Produktion der russischen Minen. Allerdings haben die Automobilhersteller das Platin in den vergangenen Jahren weitgehend durch das Palladium substituiert. Beim Palladium ist jedoch Russland mit 44,2 Prozent vor Südafrika mit 31,4 Prozent der wichtigste Produzent.
Hinzu kommt, dass der Markt für Palladium derzeit von einem Angebotsdefizit bestimmt wird. Es lag 2017 bei 754.000 Unzen und ging 2018 auf etwa 219.000 Unzen zurück. Im Jahr 2019 sprang das Defizit jedoch wieder auf etwa 893.000 Unzen an. Selbst im Corona-Jahr 2020 mit seinen Einschränkungen für die Produktion lag die Unterversorgung immer noch bei 606.000 Unzen. Wobei zu berücksichtigen ist, dass der überwiegende Teil der Palladiumproduktion von der Automobilindustrie abgenommen wird.