Der Krieg in der Ukraine und die aus ihm erwachsenden Folgen führt dazu, dass auch der Rat der Wirtschaftsweisen sich genötigt sah, seine bisherige Konjunkturprognose zu revidieren. Bislang hatten die Ökonomen für Deutschland ein Wachstum von 4,6 Prozent für das laufende Jahr erwartet.
Am Mittwoch musste dann deutlich zurückgerudert werden, denn mit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine lassen sich die ursprünglichen Zahlen nicht mehr erreichen. Das für das Gesamtjahr zu erwartende Wirtschaftswachstum wird daher auf nur noch 1,8 Prozent abgesenkt.
Damit nehmen die Wirtschaftsweisen nicht nur eine deutliche Korrektur ihrer Prognose vor, sondern bewerten die Zukunft auch deutlich pessimistischer als das Münchener Ifo Institut. Dieses hatte seine ursprünglichen Erwartungen vor kurzem ebenfalls revidiert. In ihrer aktualisierten Prognose gehen die Ifo-Forscher aber immer noch von einem Wachstum zwischen 2,2 und 3,1 Prozent für das Gesamtjahr aus.
Schwächeres Wachstum bei höherer Inflation
Die Zeichen der Zeit stehen eindeutig auf Stagflation, also den Zusammenfall von anhaltend schwacher Wirtschaftsentwicklung mit hoher Inflation. Durch den Krieg in der Ukraine werden die globalen Lieferketten erneut gestört. Dies führt zu höheren Preisen und höherer Unsicherheit. Beide Faktoren werden sich für Deutschland in einem schwächeren Wirtschaftswachstum und höheren Preisen niederschlagen.
Das vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie gekannte Niveau soll deshalb erst im Sommer wieder erreicht werden. Für das kommende Jahr erwarten die Weisen dann wieder ein höheres Wachstum von 3,6 Prozent. Die Kosten für die Verteuerung fast aller Waren werden die Verbraucher zu bezahlen haben. So rechnet der von der Bundesregierung benannte Sachverständigenrat mit einem Anstieg der Inflationsrate auf 6,1 Prozent in diesem Jahr.
Für 2023 wird zwar wieder ein Rückgang auf 3,4 Prozent erwartet, doch auch der liegt nicht nur weit über dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank, sondern dürfte auch die Gewerkschaften dazu veranlassen, in den anstehenden Tarifverhandlungen hohe Lohnforderungen zu stellen.
Damit steigt das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale. Sie gilt gemeinhin als einer der Schlüssel zu einer anhaltend hohen Inflation, wie sie beispielsweise in den 1970er Jahren erlebt wurde.