Christian Sewing, ist nicht nur Vorsitzender der Deutschen Bank, sondern derzeit auch der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken. Seine Einschätzung, dass die Inflation nicht auf das Niveau der Jahre vor dem Beginn der Corona-Pandemie zurückgehen wird, lässt deshalb aufhorchen.
Vielmehr erwartet der Präsident den deutschen Bankenverbands, dass die jährlichen Teuerungsraten zwischen 2,5 und 3,0 Prozent liegen werden. In einem Gespräch mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe erklärte Sewing, dass ihn mehrere Faktoren zu dieser Überzeugung geführt hätten.
Zwar werde die Inflation durch statistische Basiseffekte in 2022 wieder etwas sinken. Nicht übersehen werden sollten jedoch jene Faktoren, die auch längerfristig die Preise steigen lassen werden. Einer von ihnen ist der demographisch bedingte Mangel an Fachkräften. Zu ihm gesellt sich der geplante Umbau der Wirtschaft in Richtung mehr Nachhaltigkeit.
Lieferketten und Homeoffice als weitere Preistreiber
Ein wesentlicher Faktor für dauerhaft höhere Preise sei auch die Neujustierung der globalen Lieferketten. Da die Pandemie die Verletzlichkeit der eigenen Produktion an vielen Stellen offengelegt hat, wird die Lagerhaltung verstärkt und wieder stärker auf regional ansässige Zulieferer gesetzt werden.
Preistreibend wird sich nach Sewings Ansicht auch die verstärkte Arbeit im Homeoffice auswirken, denn nun müssen auch mittelständige Unternehmen aus der Provinz um Arbeitnehmer konkurrieren, die von zu Hause aus genauso gut aber besser bezahlt für Großunternehmen aus den Metropolen arbeiten können. Dies dürfte die Gehälter und damit indirekt auch die Preise treiben.
Einen leichten Start in das neue Jahr erwartet Christian Sewing nicht. Sobald allerdings die Pandemie im Frühjahr nachlässt und die Lieferengpässe behoben sind, ist dank des hohen Auftragspolsters der Industrie die Grundlage für eine recht dynamische Erholung im Sommer und Herbst nächsten Jahres gegeben.