In einem Interview mit der Börsen-Zeitung hat Bundesbankvorstand Joachim Wuermeling die Banken davor gewarnt, die Inflation und die Risiken, welche die Teuerung für das Kreditgewerbe mit sich bringt, nicht zu unterschätzen. Doch Gefahr droht den Kreditinstituten nicht nur durch steigende Preise. Auch Cyberattacken entwickeln sich zu einem immer größeren Risiko.
Seine Warnung an die Branche eröffnete Joachim Wuermeling mit dem Hinweis, dass man sich im Bankenbereich derzeit zu sehr auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie fokussiere. Diese Form der selektiven Wahrnehmung könne dazu beitragen, „dass andere Risiken, die womöglich größer und auch längerfristig sind, zu wenig Aufmerksamkeit bekommen“.
Konkret im Blick hat der für die Bankenaufsicht zuständige Bundesbankvorstand dabei die Inflation. Dies gelte vor allem dann, wenn mit einer „möglicherweise länger anhaltenden Inflation und einem damit verbundenen Zinsanstieg, wie wir ihn in den USA und anderen Ländern bereits sehen“, zu rechnen sei. In diesem Fall könnten sich in der Folge die Markt- und Zinsänderungsrisiken merklich materialisieren.
Cyberkriminalität als wichtigstes nichtfinanzielles Bankenrisiko
Mit dieser Aussage weicht auch Joachim Wuermeling ein wenig von der bisherigen Linie der Europäischen Zentralbank ab, welche die hohe Inflation bislang zumeist als ein vorübergehendes Problem dargestellt hatte. Inzwischen geht aber auch die EZB davon aus, dass die Teuerungsraten nicht so schnell wieder sinken werden, wie man es in der ersten Hälfte des Jahres noch angenommen hatte.
Die Gefahr von Cyberattacken wird innerhalb der Bundesbank für die Banken als das größte Risiko angesehen, das nichtfinanzieller Art ist. Hier sollte man sich von den bisherigen Attacken nicht täuschen lassen. „Bisher waren die Fälle, die wir gesehen haben, zum Glück begrenzt. Aber ich glaube, dass wir die wirkliche Dimension, die Cybervorfälle haben können, noch gar nicht kennen“, warnte Joachim Wuermeling eindringlich.
Innerhalb der Bundesbank werden zunehmend die Risiken gesehen, die sich aus der Digitalisierung der Banken ergeben. Auch die Sensibilität der Branche für diese Gefahren habe in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Trotz der Fortschritte gibt es aber immer noch Schwachstellen und diese seien im Kampf mit den Cyberkriminellen ein Wettlauf gegen die Zeit, denn „Die Angriffe werden immer subtiler, ausgefeilter, professioneller.“