Als Folge der westlichen Sanktionen, insbesondere der Abkopplung russischer Banken, einschließlich der russischen Zentralbank, vom Switft-Zahlungsabwicklungssystem hatte Russlands Notenbank den Handel an der Börse in Moskau nach dem Beginn des Angriffs der eigenen Truppen auf das Nachbarland schnell eingestellt.
Seit dem 25. Februar waren deshalb für russische Staatsanleihen und russische Aktiengesellschaften keine Kurse mehr gestellt worden. Den Handel mit den Anleihen ihres Landes hatte die Moskauer Börse zumindest für die Staatsanleihen bereits am Montag wieder aufgenommen.
Am Donnerstag folgte auch der Aktienhandel. Allerdings wurde zunächst nur der Handel mit 33 ausgewählten Aktien wieder aufgenommen. Das entspricht nur einem kleinen Teil der sonst in Moskau gehandelten Wertpapiere. Eingeschränkt hat die Börse auch ihre Handelszeiten. So wird der Börsenhandel derzeit nur in der Zeit von 9.50 bis 14.00 Uhr Moskauer Zeit ermöglicht.
Der Tag der Wahrheit kommt vermutlich erst noch
Zwei erste verkürzte Handelstage sind nun Geschichte. Sie wirken auf den ersten Blick ganz vernünftig, sofern dieses Wort das immer sehr hektische und emotionale Geschehen an den Finanzmärkten überhaupt treffend beschreiben kann. Der MOEX Russia Index verbesserte sich am Donnerstag auf 2.620 Punkte. Als die Börse am 25. Februar infolge des Krieges geschlossen wurde, hatte der Index nur bei 2.470 Punkten notiert.
Zurückzuführen ist dieser Anstieg auf den hohen Anteil von Rohstoffunternehmen innerhalb des russischen Leitindex. Da die Preise für Rohstoffe seit Kriegsbeginn stark gestiegen sind, macht diese Preisreaktion durchaus Sinn. Nachvollziehbar ist auch, dass die Gazprom-Aktie zu Handelsbeginn am Donnerstag um über zehn Prozent zulegte, während die Aktie der Luftfahrtgesellschaft Aeroflot einen Abschlag von mehr als 25 Prozent hinnehmen musste.
So weit so gut möchte man meinen. Doch der Teufel liegt wieder einmal im Detail. Eines dieser Details ist, dass das Handelsvolumen an den ersten Tagen nur einem Bruchteil des normalen Volumens entsprach. Sehr repräsentativ sind die Kurse damit noch nicht. Hinzu kommt, dass Leerverkäufe von Aktien untersagt sind. Auch ist es ausländischen Akteuren bis zum 1. April nicht gestattet, russische Aktien zu verkaufen.
Damit relativieren sich die gestellten Kurse erheblich und es sieht so aus, als käme der Moment der Wahrheit erst noch. Vielleicht ist der 1. April der entscheidende Tag, vielleicht auch erst jener, an dem alle Titel wieder zum Handel zugelassen sind.