Die Bilder aus den überschwemmten Gebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zeigen Abrisskanten, die mitten durch fest ausgebaute Straßen verlaufen, Abwasserkanäle, die einfach fortgeschwemmt wurden, und einst verdeckte, heute aber freiliegende Betonelemente. Sie lassen auch den Laien schnell erkennen, welche Herkulesaufgabe in den kommenden Monaten auf die Bauwirtschaft zukommen wird.
Dass die großen Schäden nicht nur von den örtlichen Bauunternehmen behoben werden können, sondern die Bauwirtschaft in ganz Deutschland gefragt ist, wird immer deutlicher. Allein die Wiederinstandsetzung der beiden gesperrten Autobahnen A 1 und A 61 und der unterbrochenen Bahntrassen wird Wochen, wenn nicht sogar Monate in Anspruch nehmen.
So müssen zum Beispiel die beiden betroffenen Autobahnen kilometerlang akribisch auf Unterspülungen untersucht werden. Damit bleibt die Anbindung in die Großstädte Köln, Bonn und Koblenz bis auf unbestimmte Zeit stark beeinträchtigt. Dennoch ist die Bauwirtschaft vergleichsweise optimistisch.
Überregionale Hilfe und Flexibilität werden benötigt
Für den Branchenverband, den Zentralverband des Deutschen Bauhandwerks (ZDB) ist es selbstverständlich, dass die Baufirmen nicht nur schnelle Hilfe mit ihren Geräten und Maschinen leisten, sondern auch flexibel agieren. So sind im Straßenbau durchaus noch Kapazitäten vorhanden, was diesen vom Wohnungsbau stark unterscheidet.
Im Zuge der Corona-Krise und der wegbrechenden Steuereinnahmen sind Bund, Länder und Gemeinden im vergangenen Jahr vorsichtiger geworden und haben Aufträge zurückgehalten. Diese freien Kapazitäten stehen nun für die von der Katastrophe betroffenen Regionen zur Verfügung. Einige Firmen werden auch mit ihren Auftraggebern sprechen und so erreichen, dass Aufträge aus der Krisenregion bevorzugt abgearbeitet werden können.
Dennoch: Hexen kann auch die Bauwirtschaft nicht. Niemand sollte deshalb erwarten, dass schon in wenigen Monaten alles wieder so ist, wie es früher einmal war. Zunächst wird vieles provisorisch bleiben müssen, weil es primär darum geht, die Grundversorgung wiederherzustellen. Bis alle Flutschäden beseitigt sind, könnten deshalb Monate, eventuell sogar Jahre vergehen.