Dass der Verkehrssektor in Deutschland in diesem Jahr mit einem Gesamtausstoß von 145 Millionen Tonnen CO2 im Rahmen seiner Vorgaben bleibt, ist auf den ersten Blick eine positive Nachricht, erspart sie doch der neuen Ampel-Koalition und ihrem Verkehrsminister Volker Wissing, bei den Autofahrern höchst unpopuläre Maßnahmen durchsetzen zu müssen.
Auf den zweiten Blick trübt sich das Bild jedoch deutlich ein, denn dass das im Klimaschutzgesetz KSG vorgesehene Limit nicht überschritten wird, ist vor allem dem infolge der politischen Reisebeschränkungen immer noch stark verminderten Luftverkehr zu verdanken.
Hätte sich der Luftverkehr wieder auf das Maß vor dem Beginn der Corona-Pandemie zurückentwickelt, würden nun möglicherweise starke Maßnahmen anstehen, denn das Klimaschutzgesetz schreibt vor, dass innerhalb weniger Wochen Sofortmaßnahmen eingeleitet werden müssen, sollte ein Sektor seine Zielvorgaben überschreiten.
Dem Lockdown sei Dank
Damit soll sichergestellt werden, dass die betreffende Branche innerhalb eines Jahres auf den vom Pariser Klimaschutzabkommens vorgezeichneten Weg zurückfinden kann. Schon im vergangenen Jahr gelang dies vor allem, weil die Mobilität im Zuge des politisch verordneten Lockdowns stark eingeschränkt war.
Vor dem Hintergrund der wieder anziehenden wirtschaftlichen Aktivität hatten Experten im Vorfeld erwartet, dass die Zielwerte in diesem Jahr überschritten werden, sodass erstmals die gesetzlich vorgeschriebenen Sofortmaßnahmen einzuleiten wären. Dieser Kelch geht an Deutschlands Autofahrern nun jedoch noch einmal vorüber.
Zwar stieg nach Berechnungen des Wirtschaftsverbands Fuels und Energy, die der Welt vorliegen, der Benzinverbrauch um 0,6 Prozent. Gleichzeitig sank aber der Absatz von Dieseltreibstoff um ein Prozent. Auch der Verkauf von Kerosin stieg in diesem Jahr um 20 Prozent. Allerdings wirkte sich dieser Anstieg nicht negativ auf die CO2-Bilanz des Verkehrssektors aus, weil die Deutschland zuzurechnenden Kurzstrecken im Vergleich zu den Mittel- und Langstreckenflügen immer noch gering sind.
Im neuen Jahr könnte es allerdings eng werden, denn die CO2-Vorgabe sinkt auf 140 Millionen Tonnen und gleichzeitig könnte auch der innerdeutsche Luftverkehr wieder deutlich zunehmen.