Einen Boom, der zu Ende geht, behutsam abzufangen und mit dazu beizutragen, dass die Konjunktur nicht in eine scharfe Rezession übergeht, sondern sanft landet, das ist der Traum eines jeden Zentralbankers. Allerdings blieben diese Vorstellungen zumeist auch nur Träume, denn die wirtschaftliche Realität sah in der Vergangenheit immer ganz anders aus.
Der Federal Reserve Bank in den USA ist es seit dem zweiten Weltkrieg nicht ein einziges Mal gelungen, die Wirtschaft so sanft zu bremsen, dass eine weiche Landung gelang. Auch jetzt schlägt die US-Notenbank bei ihren Zinserhöhungen wieder ein Tempo an, das kaum dazu geeignet ist, eine weiche Landung zu unterstützen.
Vorgegeben wird das hohe Tempo bei den Zinserhöhungen derzeit von der Inflation. Sie wollen Jerome Powell und die anderen amerikanischen Notenbankgouverneure möglichst schnell in den Griff bekommen, denn die Teuerung ist auch in den USA viel zu hoch und führt zu sozialen Spannungen.
Die Spannungen innerhalb der Eurozone könnten extrem werden
In der Eurozone ist der Verschuldungsgrad der Staaten aber auch der Unternehmen und Privathaushalte inzwischen so hoch, dass viele Beobachter es der Europäischen Zentralbank gar nicht mehr zutrauen, konsequent die Inflation durch höhere Zinssätze zu bekämpfen.
Zu erkennen waren diese Zweifel ausgerechnet an dem Tag, an dem die EZB ihre erst Zinserhöhung ankündigte. Normalerweise pflegt die Währung, deren Zinsen angehoben werden sollen, an diesen Tagen zu steigen. Der Euro/US-Dollar-Wechselkurs fiel an diesem Tag jedoch. Deutlicher hätte der Finanzmarkt sein Misstrauen und seine Zweifel kaum ausdrücken können.
Auch die Differenzen zwischen den Zinsen, welche die einzelnen Mitgliedsländer der Eurozone für ihre Schulden zu bezahlen haben, erhöhten sich sprunghaft. Mit diesem feinen Detail machten die Akteure an den Bondmärkten ebenfalls deutlich, wie wenig Vertrauen sie in die Wirtschaftskraft einzelner Mitgliedsländer haben.