In den Jahren 2020 und 2022 wurde die deutsche Industrie zweimal durch äußere Einflüsse stark beeinträchtigt. Sie traten jeweils Ende Februar auf und führen insbesondere im März zu einer erhöhten Unsicherheit. Im Frühjahr 2020 erreichte das Coronavirus Deutschland und führte zu erheblichen Einschränkungen und seit dem 24. Februar 2022 sprechen in der Ukraine die Waffen.
Auf beide Gefahren konnte sich die deutsche Industrie im Vorfeld kaum vorbereiten. Eine Pandemie hatte noch niemand erlebt und kaum ein Unternehmer bzw. leitender Manager konnte zu ihrem Beginn einschätzen, was die nächsten Monate an Einschränkungen und Veränderungen mit sich bringen würden. Entsprechend hoch war die Verunsicherung, welche durch das Aufkommen des Virus in den Unternehmen hervorgerufen wurde.
Auch den russischen Angriff auf die Ukraine hatte die meisten Unternehmen in dieser Form nicht erwartet. So verwundert es nicht, dass auch im März 2022 die Unsicherheit anstieg. Allerdings bei weitem nicht so stark wie zwei Jahre zuvor am Beginn der Pandemie. Darauf deutet eine Umfrage des Münchener Ifo Instituts innerhalb der deutschen Industrie.
Die Abhängigkeit vom russischen Gas spielt bei der Beurteilung offenbar kaum eine Rolle
„Der Krieg in der Ukraine hat bisher zu keiner Unsicherheitskrise geführt, wie es zu Beginn der Covid-19-Pandemie der Fall war. Dabei spielt es keine Rolle, wie stark die Unternehmen durch einen etwaigen Gaslieferstopp betroffen wären“, sagt Ifo-Forscher Manuel Menkhoff, einer der Autoren der Studie.
Innerhalb der Industrie beurteilen die Firmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe die möglichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf ihre Umsätze etwas negativer als die Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor. Sollten die Gaslieferung aus Russland um zehn Prozent zurückgehen, erwarten die Unternehmen einen Rückgang der eigenen Produktion im Bereich von sieben Prozent.
„Möglicherweise schauen die Unternehmen derzeit eher auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und halten einen Ausfall der Gaslieferungen derzeit für unwahrscheinlich“, kommentierte Rüdiger Bachmann von der University of Notre Dame, USA, der ebenfalls ein Mitautor des Beitrags ist.