Manche Ereignisse kommen plötzlich, wirken kurzfristig stark, haben aber auf lange Sicht kaum bleibende Auswirkungen. Andere kommen ebenso plötzlich, verändern aber die Welt innerhalb kürzester Zeit grundlegend. Der Krieg, den Russland seit dem 24. Februar in der Ukraine führt, gehört nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds IWF eindeutig zur zweiten Kategorie.
Kurzfristig erwartet der IWF, dass der Krieg in der Ukraine das globale Wachstum verlangsamt und nicht nur in den beiden kriegführenden Ländern selbst die Inflation anheizt. Die weltweiten Lieferketten sind erneut betroffen, sodass auch jene Länder die Folgen des Krieges zu spüren bekommen werden, die nicht selbst in ihn involviert sind.
Der Druck auf die Preise kommt dabei nicht nur über die nach Kriegsbeginn stark gestiegenen Energiekosten. Auch die Preise für Lebensmittel ziehen kräftig an und verteuern das Leben dabei besonders in den einkommensschwächeren Schichten der Schwellen- und Entwicklungsländer.
Erhöhte Verunsicherung bei Unternehmen und Investoren
Hinzu kommt, dass die Unternehmen aber auch die Finanzinvestoren durch den Krieg stark verunsichert sind. Die Finanzierungsbedingungen haben sich damit quasi über Nacht deutlich verschlechtert. Das könne nicht nur zu Kapitalabflüssen aus den Schwellenländern führen, sondern auch dazu, dass Investitionsentscheidungen aller Art generell zurückgestellt werden.
An seiner ursprünglichen Prognose, die für 2022 ein globales Wachstum von 4,4 Prozent erwartet hatte, möchte der Internationale Währungsfonds deshalb nicht mehr festhalten. Eine aktualisierte Schätzung, welche auch die jüngste Entwicklung in der Ukraine berücksichtigt, möchte der Fonds deshalb am 19. April veröffentlichen.
Auf lange Sicht werden die vom Krieg in der Ukraine ausgehenden Veränderungen ebenfalls erheblich sein. Der Internationale Währungsfonds erwartet deshalb, dass es zu einer fundamentalen Änderung der wirtschaftlichen und politischen Weltordnung kommen werde.