Wirtschaftlich ist die Stimmung in Deutschland so schlecht, wie seit über einem Jahr nicht mehr, denn der vom Münchener Ifo Institut monatlich ermittelte Index für das Geschäftsklima im Land hat sich im Juli weiter verschlechtert. Er sank von 92,2 Punkten im Juni 2022 auf nur noch 88,6 Punkte im Juli weiter ab.
Man muss bis in den Juni 2020 zurückgehen, um eine noch schlechtere Stimmung in der deutschen Wirtschaft anzutreffen. Während die aktuelle Lage von den Firmen noch recht passabel eingeschätzt wird und der Wert mit 97,7 Punkten im Bereich der Vormonte liegt, hat sich die Erwartungshaltung merklich eingetrübt. Sie sank von 85,5 Punkten im Juni auf 80,3 Punkte im Juli weiter ab.
Die Masse der Unternehmen erwartet somit für die nächsten sechs Monate einen deutlich schlechteren Geschäftsverlauf. Im Hintergrund stehen die anhaltend hohen Energiepreise und die Aussicht, dass im Winter die Versorgung mit Erdgas zu einem Problem werden könnte. Nach Ansicht des Ifo Instituts steht Deutschland damit „an der Schwelle zur Rezession“.
Die negative Stimmung hat die gesamte Wirtschaft erfasst
Besonders stark gefallen ist der Geschäftsklimaindex im Verarbeitenden Gewerbe. In diesem Teil der Wirtschaft hat der Pessimismus den höchsten Stand seit April 2020 erreicht. Nahezu alle Bereiche der Industrie sind von diesem Pessimismus betroffen. Auch die aktuelle Lage wird inzwischen schlechter eingeschätzt, denn die Neuaufträge waren erstmals seit zwei Jahren leicht rückläufig.
Erheblich verschlechtert hat sich auch das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor. Ihre aktuelle Lage bewerten die meisten Dienstleister noch recht gut und der Indikator liegt weiterhin auf einem hohen Niveau, doch die Erwartungen sind stark eingebrochen. Hier macht sich insbesondere der Stimmungsumschwung im Tourismus und in der Gastronomie bemerkbar. Der in diesen beiden Bereichen zuvor noch spürbare Optimismus ist verflogen.
Auch der Handel kann sich dem allgemeinen Trend nicht entziehen. Mit den laufenden Geschäften sind die Händler weniger zufrieden als noch vor einem Monat und beim Blick in die Zukunft mehren sich die Sorgenfalten. Wie ernst die Lage ist, wird unter anderem daran deutlich, dass es momentan keine Einzelhandelssparte gibt, die noch optimistisch in die Zukunft schaut.
Wie im Rest der Wirtschaft hat sich das Geschäftsklima auch im Bauhauptgewerbe nach einer kurzen Erholung im Juni im Juli wieder merklich verschlechtert. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage fielen auf den niedrigsten Stand seit April 2016. Auch die zukünftigen Erwartungen sind in diesem Teil der deutschen Wirtschaft von großem Pessimismus geprägt.