Wer schon einmal einen Winter in der chinesischen Hauptstadt erlebt hat, der weiß es zu schätzen, wenn man am Morgen aufwacht und beim Blick aus dem Fenster erleichtert sieht, dass über Nacht ein starker Wind aus der Inneren Mongolei den Smog der Vortage aufs Meer hinausgeweht hat.
Noch vor zehn Jahren waren diese Tage deutlich seltener als heute, denn die Luft in der chinesischen Hauptstadt ist in den vergangenen sechs Jahren deutlich besser geworden. Insbesondere die Feinstaubbelastung konnte erheblich reduziert werden. Ihr hat im Jahr 2014 Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping den Kampf angesagt.
Dies geschah keinen Augenblick zu spät, denn schon ein Jahr später traf der Dokumentarfilm „Under the Dome“ der Journalistin Chai Jing den Nerv der leidenden Bevölkerung so exakt, dass die staatliche Zensur es für geboten hielt, ihn zu verbieten, um weitere Unruhe zu verhindern.
Zahlreiche Maßnahmen erhöhen die Luftqualität
Seitdem ist viel geschehen. Vorbei sind die Tage, an denen eine unabhängige Messstation an der amerikanischen Botschaft Smogwerte anzeigte, die so hoch waren, dass sie von der angebrachten Skala nicht mehr erfasst werden konnten. Damals endete die Skala für den Feinstaubpartikel-Messwert PM 2,5 bei 850 und wurde dennoch an Spitzentagen überschritten. Im vergangenen Dezember hingegen wurden nur noch an zehn Tagen Werte von über 100 gemessen.
Außerhalb Pekings wurden im Norden große Flächen aufgeforstet. Die Maßnahme dient weniger dazu CO2 aus der Luft zu binden, sondern soll vor allem den Sand der Stürme aus der Inneren Mongolei nicht bis in die Hauptstadt vordringen lassen. Wer schon einmal das sandige Gefühl zwischen den Zähnen genossen hat, weiß diesen Vorteil durchaus zu schätzen.
Auch dem Verkehr in der Stadt hat sich die Regierung angenommen. Zwar sind ähnlich wie hierzulande Autos für die Bevölkerung ein wichtiges Statussymbol. Doch längst nicht jeder Chinese darf eines fahren. Man muss zuerst in der staatlichen Lotterie Glück haben und ein Nummernschild gewinnen, denn ohne dieses fährt man in Beijing weiterhin mit dem Bus, dem Taxi oder der U-Bahn.
Auch die Industrie musste sich den Vorgaben der Partei beugen. Schon in früheren Jahren mussten zahlreiche Betriebe ihre Produktion einstellen, wenn der Smog zu dicht wurde. Viele von ihnen sind in der Zwischenzeit in andere Regionen umgesiedelt worden. Dort werden allerdings an vielen Tagen Spitzenwerte bei der Luftbelastung gemessen.