Als Russlands Präsident in einer sorgsam inszenierten Fernsehshow am Montagabend verkündete, dass er sich gezwungen sehe, reguläre Truppen seines Landes zur „Friedenssicherung“ in die Gebiete der Separatisten in der Ostukraine einmarschieren zu lassen, da reagierte der Gaspreis am niederländischen Handelspunkt TTF sofort.
Noch während der Präsident sprach, schoss der Preis für eine im April zu liefernde Megawattstunde auf 80 Euro. Gegenüber dem Vortag entsprach dies einem Anstieg von zehn Prozent. Als Bundeskanzler Olaf Scholz am Dienstagmittag ankündigte, dass der Zertifizierungsprozess für die die neue Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 ausgesetzt werde, erhöhte sich der Preis nochmals auf 81,49 Euro.
Mit starken Preisschwankungen ist auch in der näheren Zukunft zu rechnen, denn nichts beeinflusst die Energiemärkte derzeit ähnlich stark wie die politische Entwicklung. Hier spielt nicht nur der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine eine große Rolle, weil er den Gaspreis beeinflusst.
Der Energiemarkt wird auch weiterhin ein politischer Markt bleiben
Bedeutsam ist auch die Frage, ob es in den Verhandlungen mit dem Iran rund um das Atomabkommen zu einer Einigung kommt oder nicht. Sie könnte, sollte sie denn kommen, zusätzliches Öl auf den Markt bringen und damit zumindest beim Ölpreis den Druck auf die Preise deutlich reduzieren.
Kurzfristig dürfte das Preisgeschehen jedoch recht hektisch bleiben, denn gerade beim Gas kommt den Europäern derzeit nicht gelegen, dass die Gasspeicher nur zu rund 30 Prozent gefüllt sind. Niedrige Speicherstände sind zum Ende des Winters nicht unüblich. Dennoch sind die Füllstände vergleichsweise niedrig, wenn auch noch nicht auf Rekordtiefs.
Gerade den deutschen Verbrauchern kommt an dieser Stelle entgegen, dass die Monate Januar und Februar nicht besonders kalt waren. So konnte ein übermäßiges Absinken der Speicherstände zunächst verhindert werden. Doch das war eher Wetterglück als langfristig strategische Planung.