Einen Bilderbuchsommer bietet das Jahr 2021 zwar noch nicht, doch viele Menschen drängt es danach, das im vergangenen Jahr Versäumte nachzuholen. Es wird wieder gereist, die Restaurants sind voll, Konzerte werden besucht und im Einzelhandel klingeln die Kassen. Seit Anfang Juni sind beispielsweise die Restaurantbesuche so stark gestiegen, dass sie derzeit um 46 Prozent über dem Niveau vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie liegen.
Auch der leidgeprüfte Handel profitiert langsam von der Entwicklung. Lagen die Besuche der Kunden Anfang Januar noch um 60 Prozent unter dem Vorkrisenniveau, stieg dieser Wert bis Mai auf minus 35 Prozent an. Im Juli wurde schließlich das Niveau des Jahres 2019 um 3,3 Prozent übertroffen.
Allerdings steigen die Inzidenzen wieder an. Nicht nur in den Nachbarländern, sondern auch bei uns. Erste Virologen warnen bereits vor einer weiteren Welle, die das Land im Herbst und Winter treffen könnte und neue Lockdown-Maßnahmen erfordern würde. Sollte es so kommen, würde die Konjunktur schnell wieder einen Dämpfer bekommen.
Auch die EZB sorgt sich um die Konjunktur
Geteilt wird diese Sorge auch von der Europäischen Zentralbank. Christine Lagarde erklärte deshalb auf der Pressekonferenz nach der letzten Sitzung des EZB-Rats, dass die Delta-Variante durchaus das Potential habe, den Aufschwung zu bremsen. Damit droht über wegbrechende Steuereinnahmen auch den Staatshaushalten Ungemach.
Derweil steigt in den USA der Druck auf die US-Notenbank, ihre Geldpolitik weniger locker zu handhaben. Sollte die FED diesem Drängen zögerlich nachgeben, dürfte ihr die EZB kaum folgen können. Denn Christine Lagarde geht es nur vordergründig um eine möglicherweise schwächelnde Konjunktur.
Viel gefährlicher sind die überschuldeten Staaten im Süden der Eurozone. Sie können sich steigende Zinsen nicht leisten. Um sie zu retten, müssen die Zinsen niedrig bleiben, koste es, was es wolle. Beobachter gehen deshalb davon aus, dass die EZB ihre Anleihenkäufe in den kommenden Monaten nicht zurückführen, sondern sogar noch ausweiten wird. Das dürfte den Euro gegenüber dem US-Dollar weiter schwächen und über die Importpreise die Inflation in der Eurozone weiter anheizen.