Bange Blicke richten Deutschlands Unternehmer derzeit nicht nur nach Osteuropa. Zwar belastet der Krieg in der Ukraine das Investitionsklima und führt zu gewissen Engpässen bei Rohstoffen und Material. Doch mit noch größerer Sorge wird derzeit in den Fernen Osten nach China geblickt.
Hier werden insbesondere die von der Regierung in Beijing verhängten Corona-Maßnahmen mit großer Sorge gesehen, denn die Lieferketten sind weiterhin stark angespannt. Wie das Münchener Ifo Institut am Montag meldete, hat sich innerhalb der deutschen Industrie der Materialmangel nochmals verschärft.
Die Zahl der Firmen, die über fehlendes Material und Engpässe bei der Belieferung mit Rohstoffen und Vorprodukten klagen, hat sich in den vergangenen vier Wochen erneut erhöht. Klagten im April schon hohe 75,0 Prozent der Unternehmen über fehlende bzw. stockende Lieferungen, erhöhte sich dieser Anteil im Mai nochmals um 2,2 Prozentpunkte auf 77,2 Prozent.
Die anhaltenden Lieferengpässe werden die Erholung verzögern
„Die Lieferketten stehen unter Dauerstress“, erklärte Dr. Klaus Wohlrabe, der Leiter der Ifo Umfragen. „Die Schließung von Häfen in China hat für viele Unternehmen die Situation weiter verschlechtert.“ Mit den geschlossenen Häfen können zahlreiche Vorprodukte das Land nicht mehr verlassen.
Deshalb sind nahezu alle Branchen betroffen, die Schlüsselindustrien der deutschen Wirtschaft ganz besonders. Am stärksten leidet derzeit der Maschinenbau. In diesem Sektor sind 91,5 Prozent der Unternehmen von Lieferschwierigkeiten betroffen. Nur geringfügig kleiner sind mit 89,5 Prozent die Sorgen innerhalb der Elektroindustrie. Auch die Autoindustrie leidet sehr stark unter den fehlenden Lieferungen aus dem Reich der Mitte.
Deutlich schwächer betroffen sind die Chemische Industrie mit einem Anteil von 58,7 Prozent und die Nahrungsmittelhersteller. Hier klagen derzeit nur noch 63,7 Prozent der Firmen über Materialengpässe. Im April hatte dieser Anteil noch deutlich höher bei 76,9 Prozent gelegen.