Der chinesische Druck auf taiwanesische Firmen wächst

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Für Unternehmen aus Taiwan, die auch auf dem chinesischen Festland operieren, gleicht die Arbeit in beiden Systemen oftmals einem Spagat, denn sie haben sowohl auf die Wünsche und Befindlichkeiten der kommunistischen Regierung in Peking als auch auf die Stimmungslage auf der Insel Rücksicht zu nehmen.

Diese Gratwanderung wird zunehmend schwieriger, denn immer deutlicher lässt die Führung in Beijing erkennen, dass sie auch von den taiwanesischen Unternehmen, die auf dem Festland tätig sind, einen positiven Beitrag zur Wiedervereinigung Chinas erwartet. So drückte es unlängst die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua in einem Kommentar aus.

Jüngstes Opfer der angezogenen Daumenschrauben auf dem Festland ist die Far Eastern Group. Das Konglomerat wurde im November zu einer Geldstrafe von 88 Millionen Yuan verurteilt, das sind umgerechnet 12,18 Millionen Euro. Nun fragt sich in Taiwan nicht nur die Geschäftswelt, sondern mehr oder weniger die gesamte Gesellschaft, welche Firmen oder Personen die nächsten Ziele sein werden.

Kleinigkeiten können leicht zum Politikum werden

Stein des Anstoßes war, dass die Far Eastern Group im Jahr 2018 nicht nur die Peking freundlich gesonnene aktuelle Oppositionspartei KMT mit Parteispenden unterstützt hatte, sondern auch die aktuell regierende DDP, die gegenüber der Volksrepublik eine deutlich distanziertere Haltung einnimmt.

Der Streit spiegelt nicht nur den Alleinvertretungsanspruch der Volksrepublik wider. In ihm wird auch eine Umkehr der wirtschaftlichen Verhältnisse deutlich. War in den 1990er Jahren noch Taiwan eindeutig in der besseren Position und dank der von den Taiwanesen auf dem Festland getätigten Investitionen maßgeblich für den enormen wirtschaftlichen Aufstieg der Volksrepublik mitverantwortlich, haben die großen Metropolen an der chinesischen Ostküste Taiwan inzwischen den Rang abgelaufen.

Über eine Millionen Taiwanesen arbeitet derzeit auf dem Festland. Das ist bei einer Gesamtbevölkerung von nur 23 Millionen ein beachtlicher Aderlass. Für die Führung in Peking sind sie wie auch die auf dem Festland tätigen Unternehmen wichtige Mittler, von denen man sich erhofft, dass sie auf der Insel Stimmung für eine baldige Wiedervereinigung machen.