Bekannt ist das Phänomen unter den Anlegern als der sogenannte Januareffekt. Die Einen betrachten dabei nur die ersten fünf Handelstage im Jahr, die Anderen den gesamten Monat. Die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen sind aber in beiden Fällen dieselben: So wie der betrachtete Zeitraum, so wird auch der restliche Verlauf des Börsenjahres erwartet.
Für das Jahr 2022 lässt diese alte Regel nicht viel Gutes erwarten, denn sowohl die ersten fünf Börsentage wie auch der gesamte Januar fielen ausgesprochen mager aus. Dabei sind Januarmonate allgemein dafür bekannt bullisch zu verlaufen, also zu steigenden Kursen zu führen.
In diesem Jahr hat die US-Notenbank den verwöhnten Anlegern jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Schon im Dezember haben die Währungshüter angekündigt, ihre Geldpolitik straffen und ihre Bilanz verkleinern zu wollen. Insbesondere Letzteres trifft einen empfindlichen Nerv der Aktienmärkte, denn es wird ihnen in Zukunft Liquidität entzogen werden.
Eine Party ohne Musik? Geht das? Was ist mit dem Dax?
Gerade sie war in der vergangenen Dekade, einer der großen Treiber der Hausse an den Aktienmärkten. Den zweiten großen Treiber stellten die Unternehmen selbst dar. Sie schütteten ihre Gewinne nicht in Form von Dividenden an die Aktionäre aus, sondern kauften mit dem verdienten Geld am Markt eigene Aktien zurück.
Einige Unternehmen gingen sogar so weit, dass sie Kredite aufnahmen, um ihre Aktienrückkäufe zu finanzieren. Sie sehen sich aktuell steigenden Zinsen gegenüber und sollten in Zukunft auch noch die Gewinne schmaler werden, weil den Verbrauchern durch die Inflation Kaufkraft fehlt, könnte es schnell auch an den Gewinnen fehlen, mit denen aufgenommenen Kredite bedient und schließlich zurückgezahlt werden sollen.
Damit sind in der Tat die Chancen gegeben, dass auch das Börsenjahr 2022 die alte Januarregel erneut bestätigt, denn setzen sich die Probleme fort, dürften auch die kommenden Monate den Aktien wenig Anlass bieten, um eine neue, anhaltende Rallye zu starten.
Es wird dabei sicher einzelne Aktien geben, denen es gelingen wird, sich diesem allgemeinen Sog zu entziehen. Doch um diese zu finden, müssen die Anleger ein aktives Stockpicking betreiben. Dieses ist allerdings in den letzten Jahren massiv aus der Mode gekommen, weil immer mehr Anleger nur noch passiv investiert haben und nur noch breit angelegte nicht aktiv gemanagte Fonds gekauft haben.