Die meisten Anleger denken und handeln ausgesprochen kurzfristig. Aktuell bestimmt die Angst vor einer drohenden Rezession das Bild. Da in den Zeiten eines wirtschaftlichen Niedergangs auch weniger Rohstoffe benötigt werden, leiden aktuell besonders die Aktien der Rohstoffproduzenten. Selbst die Ölaktien, die sich zuletzt eines sehr stabilen Zuspruchs erfreuten, werden inzwischen wie heiße Kartoffeln von den Investoren fallen gelassen.
Deutlich zurückgekommen ist auch der Kupferpreis, denn die Anleger wissen, dass ein Abschwung auch die Nachfrage nach dem roten Metall kurzfristig senken wird. Also wird verkauft, was sich am Markt verkaufen lässt. Dabei gehen die Metallanalysten der US-Investmentbank Goldman Sachs davon aus, dass der Kupfermarkt vor einem Angebotsschock steht.
Gegenüber australischen Medien erklärte der Goldman-Analyst Nicholas Snowdon, dass der Kupfermarkt schon bald in ernste Schwierigkeiten geraten könnte. Der Grund ist ebenso einfach, wie verständlich: Aktuell haben 90 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Kupfer nichts mit der boomenden Nachfrage nach Elektromobilen zu tun.
Die Welt läuft auch ein extremes Kupferdefizit zu
Viele der großen Kupferminen in Südamerika werden zwischen 2030 und 2035 erschöpft sein. Spätestens dann muss nicht nur Ersatz zur Verfügung stehen, sondern wesentlich mehr, denn der Mehrbedarf an Kupfer, der auf die zunehmende Produktion von Fahrzeugen mit Elektromotoren zurückgehen wird, ist im aktuellen Bedarf noch gar nicht enthalten. Er muss zum heutigen Kupferbedarf hinzugerechnet werden.
Aktuell werden nur 1,5 Millionen Tonnen Kupfer für die E-Mobilität aufgewendet. Bis zum Ende des Jahrzehnts wird jedoch damit gerechnet, dass der Kupferbedarf allein aus diesem Segment der Wirtschaft auf sechs bis sieben Millionen Tonnen ansteigen wird. Weil die Investitionen in neue Kupferlagerstätten schon seit Jahren sträflich vernachlässigt werden, droht der Welt ein gewaltiges Kupferdefizit.
Sein bisheriges Hoch erreicht der Kupferpreis im März mit 10.730 US-Dollar je Tonne. Es dürfte schon bald überschritten werden, denn bei Goldman Sachs wird mit einem Anstieg des Kupferpreises auf rund 15.000 US-Dollar pro Tonne gerechnet. Bei besonders engen Marktlagen will Nicholas Snowdon selbst Preise von 50.000 bis 100.000 US-Dollar pro Tonne nicht ausschließen.