Letzte Woche berichtete ich an dieser Stelle über die Einführung des Bitcoin (BTC) als neue Landeswährung von El Salvador. Dabei stand jedoch mehr die Kryptowährung selbst im Fokus. Heute soll es politischer werden. Warum hat El Salvador eigentlich den Bitcoin als neue (zusätzliche) Landeswährung – neben dem US-Dollar – eingeführt? Und was bedeutet dies eigentlich konkret? Lassen wir zunächst einmal die Kritiker zu Wort kommen!
Was sagen die Kritiker?
Ein US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler sieht durch die Einführung des Bitcoin als neue, zusätzliche Landeswährung von El Salvador bereits die Wirtschaft des kleinen zentralamerikanischen Landes kollabieren. Ohnehin sei diese Einführung von Verbrechern beschlossen worden, um damit anderen Verbrechern einen Gefallen zu tun. Irgendwelche Beweise für diese schwerwiegenden Anschuldigungen lieferte er allerdings nicht. Andere Kritiker monieren dagegen, dass das ganze Projekt Nonsens sei und keinerlei Vorteile bringe.
Zwar seien Transaktionen mit Bitcoin kostenlos (was richtig ist, da hierfür das Lightning Network als sogenannte Second Layer-Lösung eingesetzt wird). Aber die Handhabung sei zu kompliziert (weil ständig zwischen Bitcoin, dem Stable Coin Tether (USDT) sowie dem (Fiat Money) US-Dollar hin- und hergewechselt werden müsse) und es im ganzen Land nur zwei Bitcoin-Geldautomaten gebe. Eigentlich habe El Salvador auch gar nicht den Bitcoin, sondern (indirekt) den Stable Coin Tether (USDT) als neue, zusätzliche Landeswährung eingeführt.
Dieser Stable Coin aber bietet, zumindest da haben die Kritiker Recht, durchaus gewisse Angriffspunkte. So ist beispielsweise nicht klar durch welche Sicherheiten Tether wirklich gedeckt ist. Allerdings führten langwierige Ermittlungen der Staatsanwaltschaft New York nur zu einer Geldstrafe im Rahmen eines außergerichtlichen Vergleichs. Ganz so unseriös, wie es Kritiker gerne darstellen, ist Tether also wohl nicht. Denn sonst hätte die Staatsanwaltschaft New York wohl härter durchgegriffen.
Der letzte, stets gerne genommene Kritikpunkt, ist – wie könnte es auch anders sein – die hohe Volatilität des Bitcoin. Erstens sei der Bitcoin aufgrund dieser extrem hohen Volatilität keine Währung und könne es auch niemals werden (wobei ja nirgendwo in Stein gemeißelt steht, dass diese immer so hoch bleiben muss). Zweitens würden beim Bitcoin zwar die Transaktionskosten entfallen, durch die hohe Volatilität könnten Nutzer jedoch innerhalb von Sekunden 30 Prozent ihres Geldes verlieren, was dann deutlich teurer sei.
Lassen wir die Kritikpunkte einfach mal stehen
Ich möchte an dieser Stelle auf die Kritikpunkte aber gar nicht groß eingehen. Zumal das zum Teil auch gar nicht möglich ist. So gibt es keine Belege für den Vorwurf, dass der Bitcoin nur von Verbrechern für Verbrecher eingeführt wurde. Somit gilt im Zweifel eigentlich die Unschuldsvermutung. Ob diese Einführung, zumal ja nur als zweite, zusätzliche, Währung wirklich zu einer schweren Rezession führen wird, bleibt ebenfalls abzuwarten. Mir erschließt sich diese Logik allerdings nicht.
Natürlich ist in El Salvador – so wenig wie bei uns in Deutschland oder eben den USA – nicht alles Gold, was glänzt. Aber wenn der Bitcoin nur von Verbrechern für Verbrecher eingeführt worden ist und seine Einführung zu einer schlimmen Rezession führt, dürfte er seinen Status ja nicht lange behalten. Denn gerade in ärmeren Ländern führt eine Rezession meistens auch dazu, dass die Regierung von der Bevölkerung verjagt wird (Aufstand, Revolution) – so dass der Bitcoin als „legal tender“ dann schnell wieder Geschichte wäre.
Bitcoin und Co. sind gelebte Freiheit und Unabhängigkeit!
Aus meiner Sicht jedenfalls sind Bitcoin und ähnliche Kryptowährungen nichts anderes als gelebte Freiheit und Unabhängigkeit. Auch dies kann man schön am Beispiel El Salvadors erläutern. So hat dieses kleine zentralamerikanische Land bereits seit dem Jahr 2001 keine eigene Landeswährung mehr. Stattdessen wurde seinerzeit beschlossen den US-Dollar als „legal tender“ einzuführen.
Prinzipiell kann man das natürlich tun, de facto ist der US-Dollar in vielen ärmeren Ländern eine beliebte Ersatzwährung. Aber wenn man den US-Dollar offiziell zu seiner Landeswährung macht, gibt man zunächst einmal seine geldpolitische Unabhängigkeit auf. Für die Geldpolitik ist somit de facto dann eben die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) zuständig und diese hat natürlich eine funktionierende US-Wirtschaft im Fokus.
Kein Geringerer als der deutsche Adelige und Bankier Amschel Meyer Rothschild (1744 bis 1812) soll einst gesagt haben: „Gebt mir die Kontrolle über die Währung einer Nation, und es ist mir gleichgültig, wer die Gesetze macht!“. Letztlich bedeutet dies nichts anderes, als dass die Aufgabe der geldpolitischen Unabhängigkeit dann eben auch mit der Aufgabe der politischen Unabhängigkeit einhergeht.
Somit erlangte El Salvador am 15. September 1821 zwar seine Unabhängigkeit von der damaligen Kolonialmacht Spanien, hat sich dafür aber rund 180 Jahre später in eine Abhängigkeit, nämlich von den USA, begeben. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass die neuen Unabhängigkeitsbestrebungen unter Präsident Nayib Bukele von US-Amerikanern, auch US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlern, sehr ungerne gesehen werden. Aber ich habe durchaus großes Verständnis dafür!
Wer ebenfalls frei und unabhängig werden möchte, folge dem Beispiel El Salvadors
Womit ich zum Schluss meines heutigen Artikels komme. Einem Artikel, den ich heute mit einem Appell an Sie, meine lieben Leserinnen und Leser, beenden möchte. Denn ich habe ja ausführlich dargelegt, warum Bitcoin und Co. Freiheit und Unabhängigkeit bedeuten und man die Einführung des Bitcoin als zweite, zusätzliche Landeswährung durchaus auch als neue Unabhängigkeitsbestrebung – so wie einst 1821 – betrachten kann.
Doch was für das kleine Land El Salvador gilt, gilt natürlich auch für jeden einzelnen von uns. Wenn Sie also auch gerne frei(er) und unabhängig(er) werden möchten, sollten auch Sie unser derzeitiges, ohnehin marodes, Finanzsystem mit dem (Fiat Money) Euro sowie der EZB verlassen. Ein erster Schritt hierzu wäre zumindest den ein oder anderen Euro in Bitcoin oder eine andere Kryptowährung zu tauschen.
Richtige Freiheit und Unabhängigkeit werden Sie zwar so schnell nicht erreichen, denn dazu müssten Sie all ihre Euros aufgeben und auf Bitcoin und Co. setzen, was insbesondere hier in Deutschland gar nicht so einfach ist. Aber bedenken Sie, dass auch die längste Reise mit einem ersten Schritt beginnt. Finden Sie daher den Einstieg in den Ausstieg, in dem Sie Bitcoin und Co. eine Chance geben. Sie werden es nicht bereuen.