Im August 2020 fiel der Zinssatz für 10-jährige US-Staatsanleihen auf ein neues Tief von 0,5 Prozent zurück. Das bedeutete gleichzeitig, dass die Kurse der alten Anleihen, die mit höheren Zinssätzen verbunden sind, auf neue Rekordhochs stiegen, denn sie wurden relativ zu den neu ausgegebenen Anleihen für die Anleger attraktiver und stiegen damit im Wert.
Die wenig später aufkommende Inflation führte dazu, dass die Anleger mit steigenden Zinsen rechneten. Der Markt preiste dieses Szenario ein und ließ den US-Zinssatz bis Ende März 2021 auf 1,77 Prozent ansteigen. Gemessen vom Tief war das ein Anstieg von über 200 Prozent.
Mit ihrer Einschätzung, die Inflation sei nur vorübergehend und deshalb ungefährlich, brach die US-Notenbank diese Entwicklung. Die Zinssätze kamen wieder zurück und die Kurse der Anleihen erholten sich erneut, ohne das Niveau vom August 2020 wieder zu erreichen. Nun steht am 3. November die nächste Sitzung der Federal Reserve Bank an und es wird allgemein erwartet, dass eine erste Verschärfung der amerikanischen Geldpolitik beschlossen wird.
Die Chinesen reagieren als Erste
Das bedeutet kurz- bis mittelfristig, dass die US-Zinsen wieder steigen werden, eine Entwicklung, die den Haltern von US-Staatsanleihen Kursverluste bescheren wird. Wer diese nicht erleiden will, verkauft. Genau dies hat China im August erneut getan. Das Land ist in der Vergangenheit einer der größten Käufer von US-Staatsanleihen gewesen. Durch die Verkäufe ist der von den Chinesen gehaltene Bestand jedoch auf das tiefste Niveau seit dem August 2010 abgesunken.
Ihre Bestände erhöht haben im Gegenzug die Bank of Japan und die Bank of England. Letztere ist für ihr grottenschlechtes Timing bekannt, verkaufte sie doch 1999 unter ihrem damaligen Chef, dem späteren Premierminister Gordon Brown, ihr Staatsgold zum absoluten Tiefpreis von unter 250 US-Dollar je Feinunze. Angeblich, weil es keine Zinsen brachte. Heute notiert der Goldpreis bei 1.782 US-Dollar.
Die Chinesen im Gegenzug sind für ein weitaus besseres Marktgespür bekannt. Sie verkauften bereits den vierten Monat in Folge US-Staatsanleihen aus ihrem Bestand. Sollten ihre Verkäufe anderen Notenbanken und institutionellen Anlegern als Vorbild dienen, dürften die Kurse der US-Staatsanleihen in Zukunft weiter sinken und damit das Zinsniveau in den USA steigen. Aktuell liegt es wieder bei 1,59 Prozent.
Steigende Zinsen dürften kurzfristig den US-Dollar stärken und damit den Euro, aber auch das Gold schwächen. Beleibt die Inflation allerdings weiterhin hoch, dürften die Inflationserwartungen der Anleger wieder steigen. Mit ihnen könnte dann auch der Goldpreis sich aus seiner Lethargie befreien und wieder ansteigen.