„Der Handel mit den Aktien der China Evergrande Group wird eingestellt.“ Diese Nachricht ließ der angeschlagene chinesische Immobilienkonzern am Montag von der Börse in Hongkong verkünden. Eine Begründung für diesen Schritt lieferte das Unternehmen nicht, sodass nun für Gerüchte und Spekulationen eine breite Basis geschaffen wurde.
Für die noch investierten Anleger stellt die Nachricht die nächste Hiobsbotschaft dar. Der Kurs ihres Investments hat sich seit Jahresbeginn bereits um rund 80 Prozent ermäßigt und auch die restlichen 20 Prozent könnten noch folgen, denn am Markt wird vermutet, dass die chinesische Regierung eine Zerschlagung des Konzerns anordnen könnte.
Der in die Krise geratene Immobilienentwickler sitzt auf einem Schuldenberg, der von Bloomberg auf 300 Milliarden US-Dollar geschätzt wird. Das sind umgerechnet rund 260 Milliarden Euro. Nahezu im Wochenrhythmus stehen in den kommenden Wochen hohe Zinszahlungen an, von denen nicht klar ist, ob China Evergrande sie wird leisten können.
Staatsunternehmen zum Aufkauf der Vermögenswerte aufgerufen
Die Regierung in Beijing hatte vor dem Nationalfeiertag am 1. Oktober Berichten zufolge, die staatlich kontrollierten Unternehmen des Landes aufgefordert, die Vermögenswerte von China Evergrande aufzukaufen. Das Unternehmen selbst hatte in der vergangenen Woche berichtet, dass es einen Anteil im Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar, den es an einer chinesischen Regionalbank hält, verkaufen will, um dringend benötigtes Kapital zu beschaffen.
Offiziell hat sich die chinesische Regierung zu den Problemen des Unternehmens und seinen Auswirkungen auf den Immobilienmarkt und die Wirtschaft des Landes noch nicht geäußert. Es wird allerdings damit gerechnet, dass eine Zerschlagung von China Evergrande nicht nur auf den Immobilienmarkt im Reich der Mitte, sondern auch auf die chinesische und die globale Wirtschaft massive Auswirkungen haben könnte.
Auf die Nachrichten aus Hongkong haben die Aktienmärkte in Asien in der Nacht mit weiteren Abgaben reagiert. Was der Markt fürchtet ist weniger eine Abwicklung von China Evergrande, sondern die Gefahr, dass die Probleme des Immobilienentwicklers auch auf andere Konzerne übergreifen werden, weil die Behörden unlängst Darlehen für Wohnungen und die Kreditvergabe an Unternehmen stärker reguliert haben.