Die über Jahre hinweg vernachlässigte Bundeswehr steht nun vor der Herausforderung, das Versäumte innerhalb kurzer Zeit nachholen zu müssen. Das ist nicht leicht für eine Truppe von der Heeres-Inspekteur Alfons Mais noch zu Beginn des Krieges in der Ukraine gesagt hat, dass die Truppe „ziemlich blank“ dastehe.
Inzwischen ist der Umbruch eingeleitet und durch das Sondervermögen von 100 Milliarden Euro wird der Truppe in den kommenden Jahren zumindest ein Teil des so dringend benötigten Materials zugeführt werden. Allerdings warnte Generalleutnant Mais kürzlich davor, die dafür benötigte Zeit zu unterschätzen.
Er rechnet damit, dass eine Zeit von fünf bis acht Jahren benötigt wird, um die Mängel zu beheben und die Bundeswehr auf einen zeitgemäßen Zustand zu bringen. Weiteren Materialabgaben an die Ukraine erteilte der Heeres-Inspekteur eine Absage, denn die Bundeswehr sei bereits bis an ihre Schmerzgrenze gegangen.
Für den Verteidigungsfall noch nicht bereit
Deutlich verbessern muss sich auch die Reaktionsfähigkeit der Bundeswehr. Sie ist insbesondere für den Bündnisfall nicht ausreichend vorbereitet, denn die Reaktionszeit der Bundeswehr ist zu lang. „Wir kriegen alles hin, wenn uns genügend Vorbereitungszeit gegeben wird“, erklärte der Generalleutnant gegenüber dem „Handelsblatt“. Probleme habe die Truppe allerdings, wenn alles ganz schnell gehen müsse.
„Alles, was wir abgeben, tut uns irgendwo weh. Aber der Schmerz ist ertragbar, weil wir ja wissen, wofür wir es abgeben“, rechtfertigt der Heeres-Inspekteur die Abgabe von Waffen an die Ukraine, denn diese müsse in ihrem Kampf unterstützt werden. Nicht rechnen sollte man mit einem schnellen Ende des Krieges.
Denn auf den Schlachtfeldern in der Ukraine vollzieht sich derzeit eine Zermürbungs- und Abnutzungskrieg. Hier sei die entscheidende Frage, wie lange die Ukraine diesen durchhalten kann. Dies sei nicht nur eine Frage des Materials, sondern auch des Personals. Die russische Armee sollte hingegen nicht unterschätzt werden. Sie hat zwar vor Kiew eine empfindliche Niederlage erlitten, doch „Armeen, die nah an der Niederlage entlanggesegelt sind, lernen am schnellsten“ warnte der Heeres-Inspekteur.