Als die russischen Soldaten am 24. Februar ihren Angriff auf die Ukraine starteten, erreichten an den internationalen Börsen viele Aktien ihr Tief. Seitdem sind die Kurse wieder gestiegen, was keineswegs selbstverständlich ist, denn die Aussichten für die Anleger sind nicht die besten.
Vom Fondsmanager Bill Miller stammt die Aussage, dass Bullenmärkte in der Regel auf einem Fundament aus Liquidität, Wirtschaftswachstum und attraktiven relativen Bewertungen fußen. Diese Faktoren waren in den letzten Jahren gegeben. An Liquidität herrschte kein Mangel, die Wirtschaft entwickelte sich gut und verglichen mit anderen Anlageformen kamen die Aktien immer noch auf eine gute Rendite.
Dieser Dreiklang ist in der Zwischenzeit allerdings Geschichte. Die Wirtschaft entwickelt sich seit dem Beginn der Pandemie nur noch mittelprächtig und die Anfangs überreichlich von den Notenbanken zur Verfügung gestellte Liquidität trocknet immer mehr aus. Selbst die Europäische Zentralbank wird ihre Geldschöpfung bis zum Sommer auslaufen lassen.
Der Aktienmarkt muss sich ohne Unterstützung auf höhere Niveaus schwingen
Spätestens dann fallen zwei der drei großen Treiber für höhere Aktienkurse fort. Für die Aktienmärkte bedeutet dies, dass ein weiterer Anstieg ohne die Unterstützung der Notenbanken realisiert werden muss, während gleichzeitig der Wirtschaft durch die stark gestiegenen Rohstoffpreise ein kräftiger Gegenwind das Leben immer schwerer macht.
Bleibt noch der Faktor attraktive Bewertung. Er könnte weiterhin für die Aktienmärkte sprechen, muss es aber nicht, denn entscheidend wird sein, womit die Anleger die Aktien vergleichen. Ist es der Bitcoin oder sind es Immobilien und Anleihen, sieht die Lage immer noch ganz gut aus, denn im Vergleich zu diesen ist die Bewertung der Aktien immer noch niedriger, was eigentlich ein Kaufargument darstellen sollte.
Vergleichen die Investoren die Aktienmärkte hingegen mit dem Gold, erscheinen Aktien als relativ teuer, was ein Verkaufsargument darstellen könnte. In den Himmel wachsen dürften die Kurse daher in nächster Zeit nicht, denn die Basis, auf der ein erneuter Anstieg vonstatten gehen könnte, ist vergleichsweise dünn. Gleichzeitig ist die erreichte Fallhöhe schon recht hoch.