Brasilien ist eines der wichtigsten Agrarländer. Allein die Fläche seiner Felder, auf denen Sojabohnen angebaut werden, ist größer als die der Bundesrepublik Deutschland. Die Landwirtschaft dominiert nicht nur das Land, sondern auch die brasilianische Politik. Präsident Jair Bolsonaro gewannt die Präsidentschaftswahlen 2018 auch deshalb, weil ihn die mächtigen Großgrundbesitzer und Rinderzüchter unterstützten.
Gedankt wurde es ihnen nach der Wahl dadurch, dass eine Agrarlobbyisten das Landwirtschaftsministerium übernahm. Gleichzeitig stieg die Zahl der im Land zugelassenen und eingesetzten Pestizide. Sie hat sich fast verdoppelt und könnte in den nächsten Jahren noch weiter steigen, denn ein neues Gesetz will die Verfahren zur Zulassung verkürzen.
Entscheiden soll nur noch das Landwirtschaftsministerium, wodurch die Ressorts für Umwelt und Gesundheit nur noch auf eine beratende Funktion beschränkt würden. Kritiker des Gesetzes fürchten, dass anschließend alles erlaubt werden könnte, was der Landwirtschaft nützt. Die Abgeordnetenkammer hat der Gesetzentwurf bereits passiert. Nun berät der Senat über die Vorlage.
Kräftig besprüht, frisch auf den deutschen Tisch
Umweltschützer sind besorgt, denn schon jetzt häufen sich im Land die negativen Folgen des kaum eingeschränkten Gifteinsatzes. Sie reichen von aussterbenden Bienenvölkern bis hin zu Missbildungen bei Menschen und Tieren. Auch ein Anstieg der Säuglingssterblichkeit wurde in einigen Regionen bereits festgestellt.
Genaue Zahlen, die das Drama bewertbar machen, gibt es nicht. Die offiziellen Zahlen stellen deshalb vermutlich nur die Spitze des Eisberges dar, weil viele Fälle aus Angst vor der Rache der Großgrundbesitzer, die oft die einzigen Arbeitgeber in der Region sind, nicht gemeldet werden.
Wer glaubt, es handle sich dabei nur um ein brasilianisches Problem, irrt, denn viele der Lebensmittel, die in Brasilien angebaut werden, landen am Ende auch in den Obst- und Gemüseauslagen deutscher Supermärkte. Sie bringen die Pestizide mit über den Atlantik. Darunter nach Untersuchungen von Greenpeace auch solche, die in der EU keine Zulassung bekommen haben, weil sie hochgefährlich sind.