Letzte Woche musste diese Kolumne leider entfallen, weil ich beruflich in München unterwegs war. Während ich dort arbeitete (an einem Projekt aus dem Krypto-Bereich), begann der Bitcoin (BTC) plötzlich stärker zu fallen. Dies kam etwas überraschend, zumal der Tag eigentlich gut begonnen hatte. Wie also kam es plötzlich zu dieser 180° Trendwende? Nun, das Problem lag – wieder einmal – in China. Denn in der Volksrepublik hatte die dortige Notenbank – mal wieder – ein Krypto-Verbot ausgesprochen.
Zwar war dieses Krypto-Verbot nicht neu. Bitcoin und Ethereum, die beiden führenden Kryptowährungen, wurden bereits 2013 in China verboten. Danach gab es einige weitere Krypto-Verbote, das härteste sicherlich im Jahr 2017. Damals störte sich die kommunistische Staatsführung am ICO/ITO-Boom. Grundsätzlich bin ich absolut kein Freund des Sozialismus und Kommunismus und mag solche Staatseingriffe gar nicht. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass so etwas manchmal nicht ganz unberechtigt erscheint.
Tatsächlich nämlich waren viele dieser ICOs/ITOs schlicht und einfach Betrug („Scam“). Aber darüber brauchen wir an dieser Stelle eigentlich gar nicht zu diskutieren. Denn die Fragen, die sich Anleger stellen sollten, sind ganz andere. Meines Erachtens die folgenden:
- Die Volksrepublik China mag immer noch eine kommunistische Diktatur sein, aber auch in solchen gibt es Regeln. Eine Regel, die selbst im Kommunismus gilt, ist, dass für die Gesetze nicht die Notenbank zuständig ist. Zwar dürfte das Krypto-Verbot durch die Notenbank mit der Staatsführung abgesprochen und von dieser abgesegnet worden sein. Dennoch wirft dies Fragen auf.
- Denn die chinesische Notenbank, als normalerweise nicht gesetzgebende Gewalt im Staat, hat bei ihrem Krypto-Verbot einige Dinge offengelassen. So zum Beispiel was mit in China offiziell durch die Kommunisten abgesegneten Kryptowährungen wie NEO sowie – auf NEO basierend – Ontology (ONT) oder Flamingo (FLM) passiert. Zumal Staatspräsident Xi Jinping noch im November 2019 in einer Rede sagte, dass die Blockchain-Technologie, auf der die meisten Kryptowährungen basieren, eine für China sehr wichtige Zukunftstechnologie sei.
- Darüber hinaus hat die chinesische Notenbank auch offen gelassen wie eigentlich chinesische Staatsbürger behandelt werden sollen, die bereits vor dem aktuellen Verbot Kryptowährungen gekauft haben und nun halten. Ist das legal oder nicht? Und wenn es nicht legal ist, was müssen diese Menschen tun? Ihre Kryptowährungen verkaufen und wenn ja an wen, vielleicht an den chinesischen Staatsapparat?
- Aber die wichtigste Frage habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Diese nämlich lautet warum China inzwischen zum wiederholten Mal ein solches Krypto-Verbot ausgesprochen hat. Wenn ein solches Krypto-Verbot erstmals schon 2013 – und damit vor rund acht Jahren – ausgesprochen wurde, müsste man dies ja weder 2017 noch 2021 erneut tun. Zumal man solche Verbote doch gerade in einer kommunistischen Diktatur durchsetzen können müsste. Oder?
Zur Wahrheit gehört übrigens auch, dass es schon andere Länder mit solchen Krypto-Verboten versucht haben. In der Türkei gilt ein solches aktuell noch immer, der nette Herr Erdogan hat kürzlich ja dem Bitcoin sogar den Krieg erklärt. In Nigeria verbot ebenfalls die dortige Notenbank vor einigen Monaten die Kryptowährungen, musste aber schon wenige Wochen später wieder zurückrudern. Und in Indien hat man bis vor kurzem noch an einem zweiten solchen Krypto-Verbot gearbeitet.
Wobei die Tatsache, dass es das zweite wäre, ja schon impliziert, dass das erste auch hier nicht funktioniert hat. Inzwischen jedoch rudert auch die indische Regierung schon wieder zurück. Denn die indische Wirtschaft lief Sturm gegen ein geplantes, sehr striktes, Krypto-Verbot. Schließlich möchte diese die Blockchain-Technologie auch zukünftig produktiv einsetzen. Dies führte zuletzt daher sogar zu Äußerungen der indischen Finanzministerin Nirmala Sitharaman, die manche Marktbeobachter dahingehend deuteten, dass Indien El Salvador folgen könnte.
Zur Erinnerung: In El Salvador hat die Staatsführung um Präsident Nayib Bukele den Bitcoin zur zweiten offiziellen Landeswährung – neben dem US-Dollar – gemacht. Dieser bisher wohl größte Bitcoin-Feldversuch scheint – nach anfänglichen Protesten – inzwischen immer besser zu laufen. So hört man inzwischen kaum noch etwas von Protesten. Vielmehr konnte Bukele höchstselbst kürzlich per Twitter verkünden, dass die offiziell eingesetzte Chivo-Wallet nun mehr Nutzer aufweise als das gesamte Bankensystem des Landes.
Um aber Träumereien von Krypto-Enthusiasten unter ihnen, liebe Leserinnen und Lesern gleich vorzubeugen: Nein, ich rechne – zumindest nicht so schnell – mit einer Einführung des Bitcoin als zusätzliche Landeswährung in Indien. Aber das ist auch gar nicht notwendig. Vielmehr beweisen die Handlungen der kommunistischen chinesischen Führung für mich zwei Dinge:
- Die Staatsführung der Volksrepublik China hat Angst vor (dem Siegeszug des) Bitcoin. Kein Wunder, denn selbst Elon Musk hat sich kürzlich dahingehend geäußert, dass der Bitcoin den Kommunisten um Staatspräsident Xi Jinping gefährlich werden könnte.
- Nicht einmal die kommunistische Diktatur in China hat es bisher geschafft ein Bitcoin- respektive Krypto-Verbot durchzusetzen. Wobei auch andere Staaten wie Indien oder Nigeria schon damit gescheitert sind.
Daraus folgt für mich, dass der Bitcoin beziehungsweise die Kryptowährungen gekommen sind, um zu bleiben. Damit ist aber klar, dass der begonnene Siegeszug sich weiter fortsetzen dürfte. Laut Statistik hat jede(r), der Bitcoin einmal gekauft und mindestens fünf Jahre gehalten hat, niemals Verlust gemacht. Das bedeutet auch: längerfristig steigt der Wert des Bitcoin sowie anderer guter Kryptowährungen immer, auch wenn es kurzfristig mal anders aussehen mag.
Darum sollte man sich auf die richtige Seite der Geschichte stellen. Diese dürfte nicht die Seite chinesischer Kommunisten sein, die sich an ihre Macht klammern. Sondern eher die Seite des libertären Satoshi Nakamotos, dem Schöpfer des Bitcoins. Ich jedenfalls habe mich schon vor Jahren klar positioniert und habe es bis zum heutigen Tage nicht bereut. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen, liebe Leserinnen und Leser, ein schönes Wochenende!