Bezugsquellen aus Russland und der Ukraine können von der deutschen Industrie nur schwer ersetzt werden

Politisch ist die Forderung, die deutsche Industrie solle keine Rohstoffe, Vorprodukte und Waren aus Russland mehr benutzen, sehr leicht erhoben. Dieses Vorhaben in der Realität umzusetzen, ist allerdings schwierig und mit erheblichen Problemen verbunden. Das macht eine neue Umfrage des Münchener Ifo Instituts deutlich, die speziell zu diesem Thema erhoben wurde.

Betroffen sind nicht alleine die Unternehmen der deutschen Industrie, sondern auch der Großhandel. Sie stehen gemeinsam vor der Herausforderung, ihre Bezugsquellen für verschiedene Rohstoffe und Güter schnell zu ändern. Dies ist allerdings, wie die neue Umfrage des Ifo Instituts zeigt, nur sehr schwer möglich.

Nur 13,8 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass es ihnen möglich ist, Lieferungen, die sie bislang aus Russland, Weißrussland oder der Ukraine bezogen haben, kurzfristig vollständig ersetzten zu können. Immerhin 43,4 Prozent der Betriebe gaben an, dass dies zumindest teilweise möglich sei.

Viele Unternehmen sind auch indirekt durch ihre eigenen Zulieferer betroffen

Allerdings erklärten 16,3 Prozent der Betriebe, das eine Substitution ihrer Lieferanten aus anderen Bezugsquellen wirtschaftlich nicht sinnvoll sei. Weitere 13,8 Prozent der Unternehmen gaben an, dass ein Austausch der Lieferanten gar nicht möglich sei. In 12,7 Prozent der Fälle gaben die Firmen an, keine abschließende Antwort geben zu können und kreuzten die Weiß-nicht-Antwort an.

„Der Wechsel von Bezugsquellen bereitet vielen Unternehmen Kopfzerbrechen“, erklärte Dr. Klaus Wohlrabe, der Leiter der Ifo Umfragen, und fügte ergänzend hinzu: „Jahrelang erprobte Lieferketten und Produktionsprozesse lassen sich oft kurzfristig nicht umorganisieren.“

Im Großhandel war das Bild sehr ähnlich. Hier erklärten nur 7,4 Prozent der befragten Großhändler, dass es ihnen vollständig möglich sei, kurzfristig neue Importquellen zu finden. Immerhin 42,0 Prozent erklärten, das ein teilweiser Ersatz möglich sei. Wirtschaftlich nicht sinnvoll ist dies für 16,0 Prozent der Großhändler und 17,3 Prozent gaben an, dass eine Substitution gar nicht möglich sei. Die Zahl der Weiß-nicht-Antworten lag im Bereich der Großhändler bei 17,3 Prozent.

Zu berücksichtigen ist bei den Zahlen, dass viele Unternehmen auch indirekt betroffen sind, weil ihre eigenen Zulieferer Importe aus Russland beziehen. „Es besteht zudem oft eine Unsicherheit, ob und wie stark Unternehmen möglicherweise durch die Sanktionen betroffen sind“, berichtete Klaus Wohlrabe.