Das Gas ist Deutschlands energiepolitische Achillesferse und wird es auch weiterhin bleiben. Bislang kam es zu einem großen Teil – rund 40 Prozent um genau zu sein – aus Russland. Das war bequem und preiswert, denn das Erdgas wurde über Pipelines geliefert und die Transportkosten waren verglichen mit anderen Lösungen sehr günstig.
Inzwischen ist russisches Gas aus politischen Gründen nicht mehr in Deutschland erwünscht. So gesellt sich zum Problem des russischen Gases auch das der Alternativen. Diese sind erstens nicht so zahlreich, wie man sie sich wünschen würde, und zweitens auch deutlich teurer.
Katar könnte gar kein Erdgas nach Deutschland liefern, selbst wenn es das wollte, weil nahezu die gesamte Produktion bereits nach Asien verkauft ist. Der verbleibende Rest ist viel zu gering, als dass er Deutschland die Abkehr vom russischen Gas ermöglichen könnte.
Auch den USA droht in wenigen Jahren eine handfeste Gaskrise
Bleibt noch das Fracking-Gas aus den USA. Es könnte per Flüssiggastanker über den Atlantik nach Deutschland verschifft werden, wenn es hier die entsprechenden Terminals zum Anlanden bereits geben würde. Sie sind zur Zeit in der Vorbereitung bzw. im Bau, benötigen aber noch einige Zeit, bis die ersten Tanker an den Kais festmachen können.
Nach wenigen Jahren könnten die neuen Terminals aber bereits wieder zu teuren Investitionsruinen mutieren, denn US-Präsident Joe Biden hat zugesagt, bis 2030 insgesamt 50 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa zu liefern. Das entspricht etwa einem Drittel der bisherigen russischen Exporte nach Westeuropa. Geschlossen wird die Lücke damit also nur zum Teil.
Doch es kommt noch schlimmer: Der gleiche US-Präsident, der Europa 50 Milliarden Kubikmeter Gas versprochen hat, hat Anfang 2021 in den ersten Tagen seiner Präsidentschaft die Entwicklung sämtlicher Fracking-Projekte für Öl und Gas auf öffentlichem Grund gestoppt.
Da Frackingvorkommen schneller erschöpft sind als herkömmliche Vorkommen, droht den USA nach Ansicht von Experten schon in wenigen Jahren eine Gaskrise. Ob in der dann noch viel Gas nach Europa geliefert werden wird, bleibt abzuwarten – oder besser nicht, denn verlässt sich Deutschland jetzt auf diese „Lösung“, droht schon in fünf bis sechs Jahren, wenn die heutigen Gasfelder in den USA erschöpft sind, eine ähnliche Situation wie wir sie jetzt gerade durchleben.