Was im frühen 17. Jahrhundert in den Niederlanden die Tulpenzwiebeln waren, das sind heute die Technologieaktien: Etwas, das jeder meint, haben zu müssen, egal zu welchem Preis. Die drei wichtigsten amerikanischen Aktienindizes, der Dow Jones, der marktbreite S&P500 und auch der technologielastige NASDAQ100 erklommen in dieser Woche neue Rekordhochs und es gibt berechtigen Grund zu der Sorge, dass sich hier eine veritable Blase ausbildet.
Am weitesten fortgeschritten ist die Entwicklung bei den Technologieaktien. An ihnen haben sich die Anleger während der Corona-Pandemie besonders berauscht. Während die reale Welt stillzustehen schien, wurde die Onlinewelt zu ultimativen Lösung für alles, selbst für den Arztbesuch.
Befeuert wurde diese Entwicklung durch verschiedene Komponenten, die sich in ihrer Wirkung gegenseitig noch verstärkt haben. Die lockere Geldpolitik der Notenbanken ist einer der Gründe, die niedrige Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ein anderer. Sie hat dazu geführt, dass das viele Geld aus dem Nichts nicht in den Geschäften ausgegeben, sondern in Häuser und Immobilien oder an der Börse in Aktien investiert wird.
Wenn alle auf der gleichen Seite sitzen, kann das Boot leicht kentern
Die Inflation lässt sich deshalb dort immer noch wesentlich besser ablesen als in den Supermärkten und Einzelhandelsgeschäften. Hinzu kommt eine Mentalität der Anleger, die nicht nach stabilem Wohlstand strebt, sondern den großem Reichtum will, am besten ohne viel Aufwand und über Nacht.
Aber egal, ob Immobilien- oder Aktienreichtum: Solange dieser nicht nur aus eigenen Ersparnissen, sondern zu einem großen Teil mit geliehenem Geld aufgebaut wird, steht das Gebäude auf einem sehr unsicheren Fundament. Es sind nicht nur steigende Zinsen, die es zum Einsturz bringen könnte. Diese Gefahr ist mittel- bis langfristig durchaus gegeben, denn sollten die Inflationsraten hoch bleiben, werden die Notenbanken früher oder später reagieren müssen, ob sie wollen oder nicht.
Kurzfristig gefährlicher sind die Ängste der Anleger und die sogenannten Margin Calls, also jene unangenehmen Anrufe, die man als Anleger erhält, wenn der Wert des eigenen Depots während einer Marktkorrektur die Höhe der aufgenommenen Kredite nicht mehr deckt.
Diese Anfragen nach höheren Sicherheiten mag kein Anleger. Und da sie immer erst dann kommen, wenn der Markt schon eine gewisse Abwärtsstrecke hinter sich hat, werden viele Anleger es erst gar nicht so weit kommen lassen wollen. Das bedeutet im Gegenzug, dass die Neigung, die aufgelaufenen Buchgewinne in reale Gewinne zu verwandeln zunimmt. Im Gegenzug nimmt die Geduld ab, weshalb auch der Beginn einer Korrektur schon sehr heftig werden könnte.