Die in den kommenden Monaten zu erwartenden Diskussionen dürften es in sich haben, denn es stehen sich rivalisierende wirtschaftliche und ökologische Interessen gegenüber. Die EU-Kommission möchte mit ihrer neuen Stickstoffverordnung verhindern, dass durch eine starke Überdüngung zu viel Nitrat in das Grundwasser gelangt.
Das Grundwasser zu schützen und das dort schädliche Nitrat von ihm fernzuhalten, ist löblich und gewiss ein berechtigtes Anliegen. Ihm steht allerdings die Ernährungsfrage gegenüber, denn damit sich der geerntete Weizen zum Backen eignet, muss dieser mindestens auf einen Proteingehalt von zwölf Prozent kommen.
Die Proteinbildung in der Pflanze ist ihrerseits von der Stickstoffzufuhr abhängig. Ist diese ausreichend, kann der in Deutschland angebaute Weizen beispielsweise einen Proteingehalt von 13 Prozent aufweisen. Fehlt der Dünger, sinken auch die Proteingehalte der angebauten Pflanzen.
Die jahrelangen Erfahrungen der Dänen mahnen zur Vorsicht
Dänemark hat dies über einen längeren Zeitraum bewiesen. Um den Nitratgehalt im Grundwasser zu senken, wurden strikte Vorgaben für die Düngung eingeführt. Sie führten dazu, dass die Stickstoffquoten um bis zu 20 Prozent unter dem Optimum lagen. Nach zwei Jahrzehnten sank aber auch der Proteingehalt des Weizens auf nur noch 8,4 Prozent ab.
Zum Backen eignete dieser sich damit nicht mehr und Dänemark war gezwungen, Weizen aus dem Ausland zu importieren. Im Jahr 2015 wurde diese Regelung daher wieder beendet. Seitdem darf wieder pflanzengerecht gedüngt werden. Die Forscher der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft halten die strikte Reduktion der Düngung mit Stickstoff deshalb für wenig sinnvoll.
Bei der diesjährigen Getreideernte sind die Bauern anscheinend mit einem blauen Augen davongekommen. Bei der Wintergerste liegt das Ertragsniveau bei knapp 7,5 Tonnen pro Hektar. Dieser Wert liegt über den 7,2 Tonnen, die im vergangenen Jahr erreicht wurden und auch über dem Durchschnittsertrag der letzten fünf Jahre.
Besorgte Blicke richten sich jedoch auf den Weizen. Schon zum Ernteauftakt hatte der Bauernverband Ende Juni eine etwas schwächere Getreideernte von 41,2 Millionen Tonnen angekündigt. In der Zwischenzeit hat sich jedoch gezeigt, dass rund 20 Prozent der Weizenernte einen schwächeren Proteingehalt aufweist. Dieser Weizen kann fast nur noch als Futterweizen verwendet werden, da er kaum noch backfähig ist.