In Zeiten, in denen die Zinsen niedrig oder sogar negativ sind, seien Aktien alternativlos. Sehr oft war diese Ansicht in den vergangenen Monaten zu hören und auch jetzt noch wird sie von zahlreichen Zeitgenossen vertreten. Dennoch vollzieht sich an den Kapitalmärkten derzeit ein vorsichtiger Wandel.
Die ersten institutionellen Anleger wechseln ihre Pferde und sie tun das in einer Zeit, in der viele private Anleger noch immer unbeirrt auf die altbekannten Favoriten aus dem Technologiesektor setzen oder darauf hoffen, dass die im letzten Januar so gut gelaufenen Meme-Aktie in diesem Jahr ein Comeback erleben werden.
Bei ihnen handelt es sich um angeschlagene Aktien wie jene von GameStop oder der US-amerikanischen Kinokette AMC Entertainment, die vor zwölf Monaten in den sozialen Medien gehypt und anschließend durch eine massive Kaufrallye in astronomische Kursregionen getrieben wurden.
Der amerikanische Zinsmarkt rückt in den Vordergrund: Zinsen steigen
Während im Jahr 2020 überraschenderweise die privaten Anleger deutlich besser abschnitten als die Profis, weil sie im Frühjahr, als das aufkommende Corona-Virus die Märkte in die Tiefe riss, die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und mutig gekauft haben, dürften in diesem Jahr wieder die institutionellen Anleger ihre Nase vorn haben, weil sie den Rentenmarkt stärker beachten.
Er wird derzeit von fallenden Anleihenkursen bestimmt, was im Gegenzug bedeutet, dass die Zinsen steigen. Kritisch ist an dieser Stelle das Zinsniveau von zwei Prozent. Es ist noch nicht erreicht, der Markt nähert sich ihm aber zunehmen an.
Wird es überschritten, werden vor allem die auf Sicherheit bedachten institutionellen Anleger, beispielsweise Versicherungen und Pensionskassen, verstärkt dazu übergehen, ihr Geld aus dem riskanten Aktienmarkt abzuziehen, um es in höher verzinsliche Anleihen zu investieren.
Wollen allerdings zu viele Anleger gleichzeitig durch die selbe Tür, wird es an der Börse schnell gefährlich, denn immer mehr Anleger positionieren sich in einer sehr ähnlichen Weise. In der Vergangenheit führte dies zu starken Käufen und hohen Kursen. Steigen die Zinsen am US-Rentenmarkt allerdings über die Schwelle von zwei Prozent an, könnte das Pendel jedoch sehr leicht in die Gegenrichtung ausschlagen.