Nachdem das Münchener Ifo Institut am Montag von zunehmenden Lieferengpässen innerhalb der deutschen Industrie berichtete, die vor allem die wichtigen Branchen Maschinenbau, Elektrotechnik und Automobilindustrie betreffen, legten die Forscher am Dienstag nach und dokumentierten, dass auch der deutsche Einzelhandel von massiven Problemen betroffen ist.

Wie die jüngste Ifo-Umfrage in diesem Segment ergab, berichteten 76,3 Prozent der Einzelhändler im Februar, dass nicht alle bestellten Waren geliefert werden konnten. Zum Vergleich: Im Januar hatte dieser Wert noch 57,1 Prozent gelegen. Damit deutet sich an, dass die leicht verbesserte Stimmung zum Jahresbeginn noch nicht der Ausdruck einer einsetzenden Trendwende war.

„Die Entspannung im Januar war nicht nachhaltig“, erklärte der Leiter der Ifo-Umfragen, Dr. Klaus Wohlrabe. „Vereinzelte Lücken in den Regalen bleiben somit vorerst bestehen.“ An ihnen können auch die Kunden erkennen, dass die Lage alles andere als entspannt ist.

Besonders die Grundversorgung ist betroffen

Über fehlende Waren in den Geschäften könnte leichter hinweggesehen werden, wenn es sich dabei überwiegend um spezielle Güter handeln würde, die nur in ausgesuchten Fachgeschäften zu bekommen sind. Doch die neue Ifo-Umfrage macht deutlich, dass auch die Grundversorgung betroffen ist, denn die Klagen aus dem Bereich der Supermärkte stiegen massiv an.

Hatten im Januar noch 18,4 Prozent der befragten Supermärkte über Lieferengpässe geklagt, schnellte dieser Wert im Februar auf 60,5 Prozent empor. Besonders angespannt ist die Lage auch weiterhin im Vertrieb von Spielwaren, Fahrrädern und Automobilen. Jeweils rund 95 Prozent der befragten Händler berichteten von Lieferproblemen.

Auch im Möbelhandel hat sich die Versorgungslage wieder verschlechtert. Der Anteil der klagenden Firmen stieg hier von 66,6 auf 90 Prozent. „Der Handel muss sich gegenwärtig vielen Herausforderungen stellen. Auf der einen Seite verbessern sich die Aussichten mit Blick auf die Lockerungen der Covid-Einschränkungen. Auf der anderen Seite belasten die Lieferengpässe und die Inflation die Lage“, kommentierte Klaus Wohlrabe.