Menschliches Verhalten kann manchmal absolut rational sein und dennoch an Absurdität kaum zu überbieten sein. Was damit gemeint ist, wird derzeit am Beispiel der Deutschen Lufthansa sehr gut deutlich. Die Fluggesellschaft leidet wie viele ihrer Wettbewerber noch immer unter den Folgen der Pandemie.
Sie führte dazu, dass das Reiseaufkommen im Luftverkehr massiv zurückging und viele internationale Verbindungen nicht mehr bedient wurden. Aktuell wiederholt sich diese Entwicklung, denn mit dem Aufkommen der Omikron-Variante geht die Zahl der gebuchten Flüge wieder zurück.
Obwohl die Passagiere ausbleiben, wird die Lufthansa im neuen Jahr viele Flugzeuge jedoch auch ohne Fluggäste abheben lassen. Der Grund dafür ist die nicht unbegründete Furcht, zahlreiche interessante Start- und Landegenehmigungen anderenfalls an die Konkurrenz zu verlieren.
Im Hintergrund steht die Bestimmung der EU-Kommission, dass die sogenannten Slots, also konkrete Start- und Landezeiten, auch aktiv genutzt werden müssen. Tut eine Fluglinie das nicht, werden die Slots frei und können von einem Mitbewerber genutzt werden.
Das Problem hat mehrere Aspekte
Dies gilt es, aus Sicht der die Slots nutzenden Airlines natürlich unter allen Umständen zu vermeiden, denn ansonsten steht man am Ende der Pandemie mit leeren Händen dar und verfügt entweder über gar keine Slots mehr oder über deutlich unattraktivere. Akquirierte Slots müssen deshalb in normalen Zeiten zu 80 Prozent genutzt werden.
Aktuell gilt wieder eine Quote von 50 Prozent, nachdem die Regelung im vergangenen Jahr vollständig ausgesetzt war. Will eine Airline attraktive Slots, über die sie verfügt, nicht verlieren, wird sie wohl oder übel wie die Lufthansa fliegen müssen, auch wenn das mit Blick auf den wirtschaftlichen Nutzen wie auch die angestrebte CO2-Reduktion als ziemlich überflüssig erscheint.
Während viele Fluglinie derzeit eher daran interessiert wären, nicht fliegen zu müssen, sind die Flughäfen selbst daran interessiert, dass wieder mehr geflogen wird, egal von wem, denn sie verdienen nur, wenn die Flieger auch tatsächlich abheben. Das verkompliziert das Problem zusätzlich, denn der wirtschaftliche Schaden des einen ist gleichzeitig der wirtschaftliche Vorteil des anderen Unternehmens.