Ein wichtiger Aspekt der Klimapolitik besteht darin, den Preis für Energie zu verteuern. Der Gedanke dahinter ist ebenso einfach wie richtig. Ein Gut, dessen Preis stark steigt, wird automatisch weniger stark nachgefragt. Das senkt seinen Verbrauch. Der Prozess der Anpassung der Verbrauchsgewohnheiten ist allerdings in der Regel ein schmerzhafter, denn alte, lieb gewonnene Gewohnheiten müssen aufgegeben werden.
Das eigentliche Problem, vor dem die Bürger im Land ebenso wie die Politik in den kommenden Jahren stehen, ist nicht so sehr, dass der Preis für ein einzelnes Gut stark steigt, sondern vielmehr, dass in den letzten 70 Jahren das Leben der Menschen, nicht nur in Deutschland, darauf ausgerichtet wurde, dass immer genügend billige Energie zur Verfügung steht.
Die morgendlichen Staus auf dem Weg zur Arbeit künden jeden Tag davon. Wäre Energie bereits in früheren Jahren deutlich teurer gewesen, hätte sich so manch ein Arbeitnehmer bereits jene Frage gestellt, die sich jetzt sehr viele stellen: Will man wirklich so weit vom Arbeitsplatz entfernt wohnen und die hohen Kosten für das Pendeln, also Geld und Lebenszeit, Tag für Tag bezahlen?
Eine Umstellung wird Jahre erfordern
Das Pendlerbeispiel zeigt auch sehr gut, dass es die schnelle Lösung, auf die jetzt viele hoffen, nicht geben wird, weil es sie nicht geben kann. Ein Einzelner kann sich entschließen, die Wohnung zu wechseln und vom Land in die Stadt zu ziehen. Doch wenn alle jetzt auf diese Idee kommen würden, gibt es erstens in den Städten gar nicht genug Wohnungen und ihre Preise würden aufgrund der extremen Nachfrage quasi über Nacht auf astronomische Höhen steigen.
Ein Wechsel kann, wenn überhaupt, nur langsam erfolgen und sich über die Zeit entfalten. Die 1970er Jahre sind an dieser Stelle ein schönes Beispiel. Auch damals explodierten die Energiepreise und wie heute war der Aufschrei groß. Es wurden anschließend aber auch viele höchst unterschiedliche Wege beschritten, um den Energieverbrauch zu senken. Energiesparen wurde mit der Zeit zum Stichwort einer ganzen Dekade.
Ein derartiger Aufbruch in eine Zukunft, die gewissermaßen mit dem altbekannten bricht, ist auch jetzt wieder erforderlich. Ob am Ende nur eine sparsamere und damit den höheren Preisen besser entsprechende Technik stehen wird oder sich im Lauf der Jahre das Lebensmodell der meisten Deutschen so stark wandeln wird, dass es im Vergleich zu heute als ausgesprochen energiearm daher kommt, wird eine der spannenden Fragen sein.