Es gibt Bereiche, die sind für das reibungslose Funktionieren eines Gemeinwesens von besonders hoher Bedeutung. Beeinträchtigungen, die in diesen sensiblen Sektoren und Branchen entstehen, können leicht zu Versorgungsengpässen führen, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit hervorrufen oder andere dramatische Folgen nach sich ziehen.
Sie alle zählt die Bundesregierung zum Bereich der kritischen Infrastruktur. Auf der Basis erster Ergebnisse aus dem Mikrozensus 2020 ging das Statistische Bundesamt (Destatis) deshalb der Frage nach, wie viele Beschäftigte derzeit in den einzelnen Bereichen der kritischen Infrastruktur arbeiten.
Die am Donnerstag veröffentlichten Ergebnisse unterstreichen dabei einmal die Bedeutung der verschiedenen Bereiche für ein geordnetes Gemeinwesen und machen andererseits deutlich, dass der Anteil der erwerbstätigen Frauen in diesen Sektoren signifikant höher ist als in anderen Bereichen der Wirtschaft.
Hoher Frauenanteil und hohe Teilzeitquote
Im vergangenen Jahr arbeiteten 17,9 Millionen Menschen, das sind 43 Prozent aller Beschäftigten ab einem Alter von 15 Jahren in einem Bereich, der der kritischen Infrastruktur zuzurechnen ist. Den größten Bereich stellt dabei mit insgesamt 5,6 Millionen Beschäftigten der Gesundheitssektor dar. 3,4 Millionen Erwerbstätige sind Beamte und Angestellte des Staates und der öffentlichen Verwaltung. Weitere 2,9 Millionen Menschen arbeiten im Ernährungssektor.
Mehr als die Hälfte von ihnen sind Frauen. Während in anderen Wirtschaftsbereichen die Frauenquote lediglich bei 43 Prozent liegt, stellen die 9,2 Millionen Frauen, die im Bereich der kritischen Infrastruktur arbeiten, einen Anteil von 52 Prozent aller Beschäftigten dar. Mit 4,1 Millionen Frauen, die im Gesundheitssektor arbeiten, lag der Frauenanteil in diesem Segment sogar bei ausgesprochen hohen 73 Prozent.
Durch den hohen Frauenanteil weist die kritische Infrastruktur auch einen höheren Anteil an Teilzeitkräften auf. Er lag 2020 bei 31 Prozent, während in der übrigen Wirtschaft nur in 28 Prozent aller Fälle in Teilzeit gearbeitet wurde.
Besonders hoch ist der Spezialisierungsgrad der Beschäftigen, denn drei Viertel (75 Prozent) der dort arbeitenden Frauen und Männer zählen zu den Fachkräften und Spezialisten. Hoch komplexe Tätigkeiten, die ein Hochschulstudium erfordern, sind im Bereich der kritischen Infrastruktur hingegen mit nur 17 Prozent deutlich seltener vertreten als in den übrigen Bereichen der Wirtschaft (23 Prozent).