Während die Corona-Toten die täglichen Schlagzeilen beherrschen, stellte die EU-Umweltagentur EEA am Montag einen Bericht vor, aus dem hervorgeht, dass im Jahr 2019 innerhalb der Europäischen Union schätzungsweise 307.000 Menschen durch die Belastung ihrer Umgebungsluft mit Feinstaub vorzeitig verstarben.
Auch viele Deutsche waren betroffen. Besonders bedrückend ist, dass die EEA davon ausgeht, dass mehr als die Hälfte der Todesfälle (178.000 oder 58 Prozent) hätten verhindert werden können, hätten alle EU-Mitgliedstaaten die neuen Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation WHO für Feinstaub umgesetzt und eingehalten.
Ihre bislang letzte Anpassung der empfohlenen Grenzwerte für Schadstoffe in der Luft hatte die WHO im September 2021 vorgenommen. Im Gegensatz zu den bisherigen Empfehlungen gab es eine deutliche Straffung der Richtlinien. Dennoch liegen die WHO-Grenzwerte immer noch deutlich unter den schärferen EU-Richtwerten, die auch in Deutschland gelten.
Sieben Millionen Tote pro Jahr
Weltweit fallen dem Feinstaub nach Angabe der WHO pro Jahr sieben Millionen Menschen zum Opfer. Zwar hat sich die Luftqualität in den 27 Mitgliedstaaten der EU in den vergangenen Jahren verbessert und damit auch die gesundheitlichen Folgen für die hier lebenden Menschen reduziert, doch es bleibt noch viel zu tun.
Einmal mehr unterstrich die in Kopenhagen ansässige EU-Umweltagentur, dass jede Investition, die zu einer Reduzierung der Emissionen beiträgt, am Ende Leben retten wird. Innerhalb des sogenannten European Green Deal hat die EU-Kommission das Ziel ausgegeben, die Zahl der vorzeitigen Todesfälle durch die Belastung mit Feinstaub bis zum Jahr 2030 um mehr als 55 Prozent zu senken. Vergleichsmaßstab sind dabei die Todesfälle, die im Jahr 2005 zu verzeichnen waren.
Die EEA sieht die Europäische Union dabei auf einem guten Weg, denn zwischen 2005 und 2019 gelang es bereits, die Zahl der Toten um etwa ein Drittel zu reduzieren. Gewonnen ist der Kampf damit jedoch noch nicht, denn allein in Deutschland sind im Jahr 2019 53.800 Todesfälle aufgrund von erhöhter Feinstaubbelastung registriert worden. In 6.000 Fällen war eine chronische Belastung mit Stickstoffdioxid die Todesursache und 3.350 vorzeitig Verstorbene fielen bodennahem Ozon zum Opfer, wobei Doppelzählungen innerhalb der Kategorien durchaus möglich sind.
Wie wichtig der Kampf gegen die Luftverschmutzung durch Feinstaub, Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon ist, zeigt die erneut bekräftigte Ansicht der EEA, dass diese allein von der Umwelt ausgehenden Gefahren eine der Hauptursachen für vorzeitige Sterbefälle und zahlreiche Erkrankungen sind. Dabei sind Herzerkrankungen und Schlaganfälle die häufigsten Ursachen für ein vorzeitiges Ableben, gefolgt von Lungenerkrankungen und Lungenkrebs.