Geht es nach den Apologeten der Zero-Covid-Strategie, sperren wir uns nun so lange ein, bis das Virus in Deutschland nicht mehr existiert. Die Vorstellung mutet wahnsinnig an, meinen politische Kommentatoren. Vor allem aber hat es auch gesundheitlich betrachtet keinen Sinn, diese Strategie anzuwenden.
Der USA-Epidemiologe Arnold Monto jedenfalls meint, eine solche Strategie sei hier nicht umsetzbar, offenbarte er nun dem „Focus“ gegenüber. Der Forscher beschäftigt sich seit 40 Jahren mit Epidemien. Dabei warnt er davor, in Panik zu geraten. Auch die Mutationen seien kein Grund, Panik auszulösen.
Auf Null – kaum möglich
Monto betont, dass es kaum möglich sei, die Inzidenz auf „Null“ zu drücken. Wir seien nicht in China, wo alles dicht gemacht werden könne. Das öffentliche Leben sei nicht auf Null herunterzufahren. Zudem würden in China Polizeipatrouillen das Straßenbild beherrschen. In Deutschland sei es wichtig, sich damit zu arrangieren, dass wir „mit dem Virus leben“ müssen. Es ginge darum, das Virus im Alltag zu beherrschen.
Wenn Deutschland die Inzidenz dann tatsächlich auf Null herunterbringen würde, wie er dies für nicht möglich hält, wäre die Frage, wie lange etwa der Frankfurter Flughafen oder die Grenzen zu den Nachbarländern geschlossen bleiben sollten. Dies ist offenbar die Voraussetzung dafür, dass die Viren außer Landes bleiben.
Mutationen seien, so Monto, hingegen kein Grund, um Panik zu üben. „Wir werden noch viele Varianten von Sars-Cov-2 erleben“. Es wäre nicht schwierig, Impfstoffe an neue Gegebenheiten anzupassen, merkte er an. Der Prozess würde allerdings etwas Zeit kosten. Das Virus wäre erst dann endgültig besiegt, wenn jeder Mensch geimpft so oder sich jeder Mensch infiziert habe. Der Haken: Niemand wisse, wie lange der Immunschutz einer Impfung überhaupt hält. Insofern werden wir uns tatsächlich darauf einstellen müssen – wie von Kritikern stets verlangt – mit dem Virus zu leben.