Kurzfristig hat die Corona-Pandemie die finanzielle Situation vieler Schuldner in Deutschland nicht verschlechtert, sondern sogar verbessert, weil neue Ausgaben im Lockdown nicht getätigt werden konnten und gerade die jüngeren Schuldner das dadurch gesparte Geld nutzten, um ihre Schulden ganz zurückzuzahlen oder zumindest teilweise zu reduzieren.
Auch wenn der jüngst veröffentlichte Schuldenatlas 2021 eine leichte Verbesserung erkennen lässt, sieht man bei der Wirtschaftsauskunftei Creditreform die Zukunft eher pessimistisch und die aktuell zu beobachtende positive Lageveränderung mehr als ein Strohfeuer denn als eine nachhaltige Wende zum Guten.
Verbunden ist der zurückhaltende Blick in die Zukunft mit der wirtschaftlichen Lage. Sie ist bei den Verbrauchern noch stabil. Die Wirtschaft leidet allerdings bereits unter gestörten Lieferketten, hohen Energiepreisen und einer stark anziehenden Inflation. Auf die Verbraucher werden sich diese Langzeitfolgen der Corona-Pandemie erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung auswirken.
Es ist unrealistisch zu erwarten, dass die Verbraucher nicht betroffen sein werden
Doch Spuren in den Geldbeuteln der Verbraucher werden folgen – früher oder später. Erste Anzeichen dafür, dass auch die deutschen Verbraucher den Ernst der Lage zu spüren bekommen, sind bereits zu erkennen. So weist man bei Creditreform darauf hin, dass der sogenannte finanzielle Stress der Verbraucher wieder zugenommen hat und auf den höchsten Stand seit Mai 2020 angestiegen ist.
Schon jeder achte Verbraucher gibt an, die Raten seiner Kredite nicht mehr bezahlen zu können und den Kreditgeber um eine Stundung der Raten gebeten zu haben. Höher war dieser Wert zu keinem Zeitpunkt seit dem Beginn der Pandemie. Besonders stark betroffen sind zu allen Zeiten die Menschen mit einem vergleichsweise niedrigen Grundeinkommen.
Bei ihnen ist das Überschuldungsrisiko hoch, weil jede Steigerung der unverzichtbaren Lebenshaltungskosten wie Miete, Energie- oder Lebensmittelpreise sogleich massiv durchschlägt, denn Ersparnisse sind zumeist nicht oder nur in geringer Höhe vorhanden und das Niveau der Ausgaben für den Konsum, die man in der Krise gut reduzieren kann, war nie besonders hoch.