Frank Ulrich Montgomery beklagt in der Medikamentenversorgung ein „eklatantes Politikversagen“ der aktuellen sowie der vorhergehenden Regierung. Die Lieferengpässe würden zunehmen. Darunter würden vor allem Kinder so wie auch an Krebs Erkrankte leiden. Dies sei „erbärmlich“ und würde zeigen, „wohin eine übertriebene Kommerzialisierung der Medizin führe“. Die EU solle eine EU-weite Medikamentenversorgung etablieren. Es müsse eine „Verpflichtung für die Pharmaindustrie geben“. Diese solle von Staat und Ärzteschaft überwacht werden.
„Erbärmlich“, was die vorhergehende und die aktuelle Regierung geleistet haben
„Angesichts bestehender Arzneimittelknappheiten unter anderem für Kinder fordert der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, eine EU-weite Medikamentenreserve. „Seit über zehn Jahren erleben wir nun zunehmende Engpässe bei der Medikamentenversorgung“, sagte Montgomery den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben).“ Der Grund sind falsch gesetzte wirtschaftliche Anreize bei der Pharmaindustrie.“
Im aktuellen System gehe Ökonomie vor Menschlichkeit, kritisierte der Ärztefunktionär. Es stelle ein „eklatantes Politikversagen“ der vorherigen und der aktuellen Regierung dar, dass die Lieferengpässe zunehmen würden. „Dass heute darunter vor allem Kinder und Krebskranke zu leiden haben, ist erbärmlich und es zeigt deutlich, wohin eine übertriebene Kommerzialisierung der Medizin führt.“ Dabei ließe sich eine EU-weite Medikamentenreserve als „Verpflichtung für die Pharmaindustrie, überwacht und gemanagt von Staat und Ärzteschaft“ sofort schaffen, so Montgomery.
Auch müsse es Aufgabe der Politik sein, mit den passenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Produktionsstandorte zurück nach Europa zu holen. Zudem sollten Lieferketten mit mehreren Quellen für Medikamente gesetzlich abgesichert werden. In der vergangenen Woche hatten Kinder- und Jugendärzte aus mehreren europäischen Ländern einen Brandbrief an die Gesundheitsminister ihrer jeweiligen Staaten verfasst und fehlende Kinderarzneimittel angeprangert. Das Bundesgesundheitsministerium hatte jüngst im Bundesanzeiger einen Versorgungsmangel mit Antibiotikasäften für Kinder bekannt gemacht.“
Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur