Die Bundesregierung und die Landesregierungen stehen nun im Verdacht, für die Antigen-Schnelltests, die landesweit durchgeführt worden sind, Millionen über Millionen nutzlos verbrannt zu haben. Während der dritten Welle etwa im Mai sind sehr wenige Menschen als positiv getestet festgestellt worden – allein dieser Umstand allgemein ist bereits überraschend. Die tatsächlichen Zahlen sind desaströs.
In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz fast kein Mensch gefunden
Die Zahlen sind nach Angaben des SWR sehr niedrig. Die Daten der Landesgesundheitsbehörden und der Kassenärztlichen Vereinigungen legen eine Nutzlosigkeit nahe, die geradezu unglaublich zu sein scheint. Für das Land Baden-Württemberg wurde festgestellt, dass im Mai unter 100.000 Schnelltests insgesamt weniger als 50 positive Menschen gefunden worden seien.
In Rheinland-Pfalz fanden sich – während der dritten Welle – weniger als 40 positiv getestete Menschen. Allein die ohnehin ungenaue Inzidenz lag deutlich höher. Nun liegen, so der SWR aus seiner Anfrage beim RKI, erstmals bundesweit Daten vor. Die Raten von 0,05 % in Baden-Württemberg und 0,04 % in Rheinland-Pfalz müssen allerdings dahingehend eingeordnet werden, das hier nur positive Fälle gezählt werden, die dann auch „erfolgreich“ mit dem PCR-Test bestätigt worden sind. Abgerechnet worden sind in Baden-Württemberg im Mai 8..538.324 Tests. In diesem Bundesland sind dafür 45,6 Millionen Euro ausgegeben worden.
An sich sind die Kits entwickelt worden, um „akute Infektionen“ schnell zu finden. Dabei sind sehr viele asymptomatische Personen, also Menschen ohne erkennbare Signale einer Infektion, getestet worden. Die Hersteller hatten diesen Test dafür gar nicht vorgesehen.
Die Zahlen legen auch nach dem Virologen Oliver Keppler nahe, dass es zumindest erhebliche Zweifel an der Zuverlässigkeit der Antigen-Schnelltests geben müsse. Eine Studie, „federführend vom Paul-Ehrlich-Institut“ vorab veröffentlicht, zeigte, dass „die meisten Antigen-Schnelltests nur dazu geeignet seien, akute Infektionen mit hoher Viruslast zu identifizieren“. Die Testverfahren dürften – so jedenfalls legen es die Daten nahe – kaum geeignet sein, um das Infektionsgeschehen bei einer weiteren Welle im Herbst abzubilden oder einzudämmen.