Es gab in Deutschland im Laufe des Jahres der Corona-Bekämpfung zahlreiche Stimmen unter Virologen oder anderen Fachberatern, die sich für eine Zero-Covid-Strategie ausgesprochen hatten. Im Laufe der Zeit wurde aus diesem Begriff teils ein No-Covid-Programm, das realitätsgerechter sein sollte. Nun haben Neuseeland und Australien als vormalige Beispielländer Zweifel daran geäußert, diese Strategie sei jetzt noch durchzuhalten.
No-Covid-Experten Melanie Brinkmann und Michael Meyer-Hermann
In Deutschland waren die Experten Melanie Brinkmann und Michael Meyer-Hermann im Februar 2021 Teil einer Expertenrunde im Kanzleramt zur künftigen Strategie. Beide hatten sich einem „No Covid“-Aufruf angeschlossen, der wiederum zum Ziel hatte: „es muss Null sein“.
Nun scheint die Hoffnung auf diese Strategie erloschen. Zumindest sind in Australien mittlerweile (zwar) große Teile der Ostküste im Lockdown. Dennoch sind derzeit in der großen Metropole Sydney pro Tag offenbar hunderte Fälle registriert worden. Neuseeland war noch vor kurzem in den „strengen Lockdown“ gegangen, als ein Fall registriert worden war. Dennoch seien mittlerweile über 100 Infizierte gefunden worden.
Der neuseeländische Ministerpräsident Chris Hipkins sieht die Delta-Variante als schuldig. Diese sei „mit nichts vergleichbar (…), was wir bisher erlebt haben“. Die Premierministerin Jacinda Ardern möchte die No-Covid-Strategie demnach bis dato noch nicht aufgeben. Dennoch würden wegen der aktuellen Lage „große Fragen zur langfristigen Zukunft unserer Pläne“ aufgeworfen. Die aktuellen Maßnahmen wären wegen der Delta-Variante „weniger angemessen“ und „robust“. Australien sieht laut dem de Ministerpräsidentin von New South Wales, Gladays Berejiklian (Sydney liegt in New South Wales) mit der Strategie auch kein Land mehr. „Null Covid Fälle“ seien auf Dauer „völlig unrealistisch“. In beiden Ländern ist die aktuelle Impfquote gering, 24 % sind es in Australien und annähernd 20 % in Neuseeland.