Die Begründung für die Maßnahmen im Kampf gegen das Corona-Virus zielte lange Zeit stets darauf ab, das Gesundheitssystem nicht überlasten zu wollen. Der kommende Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft aber, Gerald Gaß, hat der „Welt“ gegenüber dementiert, dass die Lage in den Krankenhäusern dramatisch sei.
Inzidenz von 50 oder 70 möglich
Der Funktionär wies darauf hin, man können „auch mit einer Inzidenz von 50 oder 70 leben“. Lockerungen seien durchaus möglich.
Die Lage in den Krankenhäusern habe sich vielmehr im Vergleich zu den Höchststände in der „zweiten Welle“ deutlich entspannt. So seien Anfang Januar annähernd 6.000 Intensivpatienten in der Behandlung gewesen. Aktuell seien dies in ganz Deutschland noch 3.000.
Die Aufmerksamkeit sei weiterhin wichtig. Allerdings sei das System „weg“ von der Maximalbelastung. Das Gesundheitswesen habe vor einer Überlastung geschützt werden können.
Zudem sei es gelungen, bei der Versorgung von Patienten mit dem Corona-Virus eine enorme Lernkurve zu erzeugen. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) meint, nur bei Zahlen von weniger als 1.000 Patienten sei eine Entspannung zu konstatieren.
Gaß hält dies zwar für wünschenswert, es sei jedoch möglich, „über ein paar Monate an die Grenze zu gehen“.
Zudem halte er es nicht für sinnvoll, bei den Virusmutationen die maximalen Krisenszenarien zu errichten. In der Schweiz und Dänemark sei der Anteil der britischen Mutation bei 50 %. Die Gesamtzahl der positiv Getesteten würde jedoch nicht gestiegen sein. Portugal und Tschechien weisen zwar höhere Zahlen auf, hier sei der Ursprung jedoch noch nicht gesichert. Ggf. würden die Länder sich an die Regeln weniger streng gehalten haben. Sein Plädoyer: „“Es ist immer eine Abwägung zwischen dem Kollateralschaden des Lockdowns und der Belastung des Gesundheitswesens.“