Die Kritik an Medien – in alle Richtungen – in der Corona-Phase ist enorm. Eine neue Dimension an Erkenntnissen hat nun der „Spiegel“ bereitgestellt. Das Hamburger Magazin zitiert in einem Newsletter aus dem eigenen Wissenschaftsressort – demnach sei der Bürgertest ohnehin eher von der wohlhabenden Klientel für Kinobesuche, Theaterbesuche etc. genutzt worden.
Besuchen Ärmere kein Kino, kein Restaurant oder dergleichen?
Kritik hat in den sozialen Medien das Argument hervorgerufen, dass die Reicheren oder zumindest die besser Betuchten, sofern diese sich freiwillig nicht impfen lassen, künftig zur Kasse gebeten werden. In Deutschland allerdings gibt es mehr als 4 Millionen Menschen, die von Hartz-IV leben. Zumindest rechnerisch war es ihnen bis dato möglich, Kinos, Restaurants oder dergleichen zu besuchen, wenngleich dafür – rechnerisch – Monate gespart werden müsste.
Diese Menschen fallen bei dem Argument aus der „Wissenschaftsredaktion“ hinten runter. Erstaunlich – das Argument, dass diese Menschen sich impfen lassen könnten, wäre tragfähiger gewesen. Tatsächlich schließt die neue Testregel allerdings systematisch einen größeren Teil an Menschen von bestimmten kulturellen Ereignissen aus, sofern diese die Impfangebote nicht wahrnehmen.
Das lässt sich exakt so auch feststellen, ohne damit ein Pro oder Contra der Bezahlpflicht zu formulieren. Dass der Umstand ausgeblendet wird oder gar offenbar in der Wissenschaftsredaktion selbst geleugnet wird, wirft die Frage auf, ob sich „Wissenschaft“ in diesem Ressort nicht mit den sozialen Gegebenheiten im Land beschäftigt. Auch ärmere Gruppierungen sind in Deutschland bis dato ins Kino gegangen, in Schnellrestaurants oder haben an Aufführungen teilgenommen – und durften teils sogar kostenfrei Museen besuchen. Der Blick aus dem Elfenbeinturm eines Magazins ist erstaunlich.