Impfstoffe, die RNA oder DNA enthalten, erfreuen sich bei Forschern und Impfstoffherstellern neuerdings großer Beliebtheit. Streng genommen handelt es sich bei „Impfungen“ mit Genmaterial gar nicht um Impfungen, sondern um Gentherapien oder genetische Eingriffe. Die Idee stammt häufig aus der Krebstherapie, wo Gentherapien schon länger angewendet werden.
Die „Impfstoffe“, die gegen das SARS-CoV-2-Virus entwickelt worden sind, sind sogenannten mRNA- oder Vektorimpfstoffe. Sie verwenden zur „Impfung“ genetisches Material von Viren, anstatt wie in herkömmlichen Impfungen abgetötete oder geschwächte Viren. Die körpereigenen Zellen nehmen das fremde Genmaterial auf und sollen so das Immunsystem zur Produktion von Antikörpern gegen dieses Virus-Genmaterial anregen.
Finnische Forscher haben einen Impfstoff gegen das Coronavirus entwickelt, welcher per Nasenspray aufgenommen wird. Das Nasenspray ist noch nicht marktreif, doch die Entwicklung begann bereits im Frühjahr 2020. Forscher der Universität Helsinki und der Universität Ostfinnland wurden von der Finnischen Akademie zur Entwicklung des Impfstoff-Nasensprays finanziert.
Der Impfstoff verwendet ebenfalls Gentechnologie; er basiert auf der Gentransfer-Technologie, die von der finnischen Forschergruppe entwickelt wurde. Es handelt sich bei dem Nasenspray ebenfalls um eine Gentherapie, die ursprünglich für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder bei Krebs eingesetzt worden ist. Die Forscher gehen davon aus, dass mit der Aufnahme des Impfstoffes über die Nase eine „breitere Immunantwort“ erzielt werden kann als über eine Injektion in den Oberarm-Muskel.
Klinische Tests beginnen bald
Nasenspray-Impfstoffe würden wie intramuskulär injizierte Impfstoffe auch IgG-Antikörper bilden, jedoch auch IgA-Antikörper, die die Schleimhäute vor Viruserkrankungen schützen. Bei dem Nasenspray wird ein Adenovirus-Träger verwendet, der einen geklonten DNA-Strang enthält. Dieser soll die Nasen-Rachen-Zellen dazu anregen, das Virusprotein zu produzieren, welches dann eine Immunantwort des Körpers hervorrufen soll.
Klinische Tests am Menschen werden in einigen Monaten beginnen. Ob und wie die Impfstoffe, die genau genommen eine Gentherapie sind, beim Menschen wirken und welche kurzfristigen und Langzeit-Nebenwirkungen sie verursachen, ist noch völlig offen. Kritiker aus der Medizinbranche warnen vor unbekannten Nebenwirkungen, da solche Impfstoffe zuvor für Menschen nie zugelassen worden sind. Vor allem unter dem Aspekt der kurzen Entwicklungszeit mahnen Kritiker zu Vorsicht und bezeichnen die neuartigen „Impfstoffe“ als „Versuchsstudien“ am Menschen.