Seit dem Beginn der Corona-Pandemie vor bald zwei Jahren beherrscht das Thema Übersterblichkeit immer wieder die politische und gesellschaftliche Diskussion. Aus Anlass des bevorstehenden zweiten Jahrestags der Pandemie hat sich das Münchener Ifo Institut in einer Studie der Frage der Übersterblichkeit angenommen.
Ein wesentliches Ergebnis der Forscher ist, dass das Coronavirus vor allem den über 80-Jährigen den Tod brachte, denn knapp zwei Drittel der in den Jahren 2020 und 2021 zu beobachtenden Übersterblichkeit betrifft die Altersgruppe der über 80-Jährigen. Weitere 30 Prozent betreffen Menschen, die zum Zeitpunkt ihres Todes zwischen 60 und 79 Jahre alt waren. Mit einem Anteil von nur sieben Prozent sind alle jüngeren Jahrgänge deutlich seltener betroffen.
„Bis Jahresende 2021 sind seit Ausbruch der Pandemie 96.200 Personen mehr gestorben, als unter normalen Umständen zu erwarten gewesen wäre. Die Zahl der auf die Pandemie zurückzuführenden zusätzlichen Todesfälle liegt damit niedriger, als es bisherige Schätzungen nahelegen“, erklärte Joachim Ragnitz von der Niederlassung Dresden des Ifo Instituts.
Deutschland kann seine Risikogruppen nicht angemessen schützen
Das für die Politik wohl beschämendste Ergebnis ist, dass es Deutschland auch während der vierten Coronawelle nicht gelungen ist, seine Risikopatienten in den höheren Altersgruppen angemessen zu schützen.
„Es infizieren sich zwar deutlich mehr Jüngere mit dem Corona-Virus, das Todesfallrisiko nach einer Ansteckung ist aber bei den Älteren weiterhin sehr viel höher. Es ist deshalb wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, die geeignet sind, insbesondere bei diesen Personen schwere Krankheitsverläufe zu verhindern“, berichtete Joachim Ragnitz weiter.
Bei seinen Berechnungen zur Übersterblichkeit berücksichtigt das Ifo Institut auch den normalen Alterungsprozess in der Gesellschaft. Er führt in jedem Jahr zu einer höheren Zahl an Verstorbenen. Sie ist zudem um rund 15 Prozent kleiner als die vom Robert-Koch-Institut erfasste Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion.