Die Inflationsrate in Deutschland wird wohl weiterhin sehr hoch bleiben. Nach jüngsten Angaben sind die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte im März 2022 weiter gestiegen. Die gemeldeten 34,7 % sind der höchste Wert der zurückliegenden 60 Jahre.
Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte steigen so schnell wie seit 60 Jahren nicht mehr
„Die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte sind im März 2022 um 34,7 Prozent gegenüber März 2021 gestiegen. Das war der höchste Preisanstieg gegenüber einem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1961, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mit.
Allein gegenüber Februar stiegen die Preise um 15,1 Prozent. So erhöhten sich sowohl die Preise für pflanzliche (+42,1 Prozent) als auch für tierische Erzeugnisse (+29,5 Prozent) deutlich gegenüber. Der Preisanstieg bei den pflanzlichen Produkten ist unter anderem auf die seit Juli 2020 steigenden Getreidepreise zurückzuführen, so die Statistiker. Diese lagen im März um 70,2 Prozent über dem Vorjahresmonat.
Damit ist die Veränderung mehr als doppelt so hoch wie im Februar mit +31,3 Prozent. Ausschlaggebend für die enorme Preissteigerung bei Getreide ist die Verknappung des Angebots infolge des Kriegs in der Ukraine. Dadurch hat sich die bereits zuvor angespannte Situation auf dem Weltmarkt mit einer hohen Nachfrage im In- und Ausland noch einmal deutlich verschärft. Die Erzeugerpreise für Obst waren im März um 12,4 Prozent niedriger als noch vor einem Jahr.
Preisrückgänge gab es unter anderem bei Tafeläpfeln mit -8,4 Prozent. Speisekartoffeln verteuerten sich im März 2022 nochmals. Die Preise stiegen im Vergleich zu März 2021 um 91,7 Prozent. Im Februar hatte die Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat bereits +87,6 Prozent betragen.
Der Preisanstieg im dritten Monat des Jahres ist vor allem auf witterungsbedingt geringe Erntemengen und ein relativ niedriges Preisniveau im März 2021 zurückzuführen. Damals gab es aufgrund von großen Erntemengen und der fehlenden Nachfrage der Gastronomie durch Corona einen Preisrückgang im Vorjahresvergleich von 53,4 Prozent. Die Preise für das Handelsgewächs Raps verteuerten sich um 70,1 Prozent im Vergleich zu März 2021. Damit setzte sich der Trend der vergangenen Monate nochmals fort.
Im Februar waren die Preise noch um 52,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Die weiterhin hohen Preise liegen hier vor allem an der knappen Versorgungslage bei gleichzeitig hoher Nachfrage, beispielsweise für Herstellung von Biogas oder die Verwendung von Raps als Treibstoff (Biodiesel). Auch hier beeinträchtigen die ausbleibenden Lieferungen aus der Schwarzmeerregion die globale Verfügbarkeit. Die Preise für tierische Erzeugnisse lagen im März 2022 um 29,5 Prozent über den Preisen von März 2021.
Im Februar hatte der Preisanstieg im Vergleich zum Vorjahresmonat bereits 21,4 Prozent betragen. Der Milchpreis lag um 33,3 Prozent über dem Vorjahresmonat; im Februar waren es +30,1 Prozent im Vorjahresvergleich. Grund hierfür ist weiterhin vor allem ein knappes Rohmilchangebot. Die Preise für Tiere verteuerten sich um 28,6 Prozent.
Im Februar hat die Preissteigerung +15,8 Prozent betragen. Grund hierfür sind die steigenden Futtermittelpreise. Die Preise für Rinder haben sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 47,5 Prozent erhöht. Damit setzte sich der schon in den vergangenen Monaten zu beobachtende Trend steigender Preise fort. Im Wesentlichen ist der Preisanstieg hier auf die gesunkene Produktion bei gleichzeitig gestiegener Nachfrage und steigenden Energiekosten zurückzuführen, so das Bundesamt. Die Preise für Schlachtschweine lagen im März um 21,1 Prozent über denen des Vorjahresmonats. Im Februar hatte die Preissteigerung im Vergleich zum Vorjahresmonat +3,6 Prozent betragen. Der enorme Preisanstieg ist durch ein weiterhin geringes Angebot an schlachtreifen Tieren und der durch Lockerung der Corona-Beschränkungen und anlaufenden Grillsaison steigenden Nachfrage begründet.
Daneben stützt auch das immer knapper werdende Angebot an Rindfleisch die Nachfrage nach Schweinefleisch.“
Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur
Foto: Kühe, über dts Nachrichtenagentur